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Florale Motive: Der Paisley Underground












  Wenn man es nüchtern betrachtet, könnte man alle Bands, die dem sogenannten Paisley Underground zugeordnet werden, auch bedenkenlos in andere Schubladen packen. In den späteren 80ern wäre wohl in der Mehrheit der Fälle als Beschreibung der Titel "Indie" gefallen. Und damit liegt man eigentlich auch nicht wirklich falsch. Musikalisch ist Paisley Underground grundsätzlich dem gitarrenlastigen Westcoast-Psychedelic unterzuordnen. Andere Stimmen bezeichnen es als Teil des sogenannten Jangle-Pop. Aber wäre die Beschreibung Alternative wirklich falsch? Eigentlich ja völlig egal..


  Entstanden ist das Ganze in der ersten Hälfte der 80er (so um 1982) in Los Angeles. Der Legende nach stammt der Name, der sich auf ein Stoffmuster, "das in seiner Grundform ein Blatt mit einem spitz zulaufenden, gebogenen Ende, in der Art eines großen Kommas darstellt" (Zitat Wikipedia), bezog, einer Äusserung des Musikers Michael Quercio aus der Band The Three O'Clock. Folgendes Zitat ist in einem recht guten Artikel zum Paisley Underground der britischen Tageszeitung The Guardian zu lesen und beschreibt die Entstehung mit den Worten Quercios:

Michael Quercio: We had just put out our first EP, which was entitled Baroque Hoedown. We were being interviewed by a local paper called the LA Weekly, and the writer asked me: So what do you call this new scene of you and the Bangs, and Rain Parade and the Dream Syndicate? At that time it was really just those four groups. And I said, 'Oh, it's the Paisley Underground.' I didn't think much of it – it was just an off-the-cuff remark. The piece came out and it wasn't until a couple of months later that other papers started picking up this name and started to write about the scene and call it that.
Quelle: The Paisley Underground: Los Angeles's 1980s psychedelic explosion / The Guardian

  Paisley Underground ist eine Gemengelage, die sich aus vielen Genres, wie eben Psychedelic, aber bspw. auch Folk, Punk, Protopunk, Garage oder Powerpop nährte. Wie eben auch bei vielen Bands des Indie-Pop/-Rock in Europa... Trotzdem klang es irgendwie amerikanischer. (Was vermutlich daran lag, dass die Szene nunmal eine amerikanische war) Und natürlich gab es bei genauerem Hinhören doch deutliche Unterschiede zwischen vielen der zugehörigen oder zugeschriebenen Bands. Heraushörbare Einflüsse waren u. a. sicher The Byrds, The Doors, The Seeds, The Beach Boys, The Velvet Underground, The Mamas & the Papas, Crazy Horse, Buffalo Springfield, Bob Dylan, Quicksilver Messenger Service, aber auch die frühen Bee Gees oder The Who. Alleine daran erkennt man schon eine gewisse Bandbreite...


  Musikalische Protagonisten der Szene waren unter anderem The Dream Syndicate, Rain Parade, The Long Ryders, The Three O'Clock, Green On Red, Thin White Rope, Opal und die später in den 80ern und frühen 90ern mit seichterem Mainstream-Pop eine Weltkarriere machenden The Bangles.  Im engeren Zirkel der Musikerszene gab es ein recht starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, was auch immer wieder zu gegenseitiger Unterstützung in musikalischer Hinsicht führte. Mitglieder von Dream Syndicate, The Bangles, Rain Parade und The Three O'Clock beispielsweise, veröffentlichten gemeinsam das Album "Rainy Day", das Coverversionen von Liedern von The Velvet Underground, The Who, Buffalo Springfield, Bob Dylan, The Beach Boys, und Jimi Hendrix enthielt...


  Die Szene verschwand Ende der 80er wieder aus allen Wahrnehmungsbereichen musikinteressierter Menschen. Merkwürdig ist eigentlich der Umstand, das der Begriff Paisley Underground hier in Europa und speziell auch in Deutschland größtenteils unbekannt zu sein scheint. Und das, obwohl ein im letzten Jahrtausend weltbekannter Künstler namens Prince Rogers Nelson, besser bekannt unter dem Namen Prince den Paisley Underground durchaus auch als einen Einfluß ansah und sogar sein Label Paisley Park Records nannte. Weitere Bands, die den Paisley Underground als Einfluss angeben sind zum Beispiel Mazzy Star oder auch Mercury Rev...


  2013 kam es dennoch zu einem Revival. The Three O'Clock reformierten sich zunächst für einen Auftritt beim Coachella Festival, der sie ermutigte weiterzumachen. Im Dezember des Jahres wiedervereinigten sich vier Bands des Paisley Underground — The Bangles, The Three O'Clock, Dream Syndicate, und Rain Parade — und spielten zusammen im The Fillmore in San Francisco und The Fonda Theatre in Los Angeles. Man darf vielleicht gespannt sein, was da noch kommt...