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It's the music that matters: "On A Roll Live" - Simon Oslender / Steve Gadd / Will Lee / Bruno Müller / Jakob Manz / Nils Landgren [2025 – Germany - Leopard]

Bereits 2024 hat es der Pianist und Hammond-Orgelspezialist Simon Oslender  mit "All That Matters", also quasi dem Studio-Vorläufer dieser Live-Scheibe, geschafft, für allgemeines Aufsehen zu sorgen und auf Platz 2 der 33rpmPVC.de-Jahresbestenliste zu klettern. Mit dem nun frisch erschienenen Live-Album "On A Roll – Live" (VÖ 07.11.2025, Leopard Records/Broken Silence) nicht nur seinen Traum vom Konzert mit den legendären Partnern von "All That Matters" verwirklicht, sondern zugleich ein Statement für Generationen übergreifenden Jazz-Groove abgegeben...  Begleitet wird er von zwei wirklichen Ikonen: Steve Gadd am Schlagzeug und Will Lee am Bass – ein Rhythmusduo, das seit Jahrzehnten für musikalisch herausragende Qualität steht. Komplettiert wird die Formation durch den brillianten Groove-Gitarristen Bruno Müller, dessen Beitrag hier gar nicht hoch genug geschätzt werden kann. Hinzu gesellen sich auf Gastbeiträgen mit Posaunist Nils Landgren (e...

Herr Wade: Zwei Veröffentlichungen, eine Haltung - Relevanzverweigerung als relevante Kunstform

Das Duo Herr Wade — bestehend aus dem Westfalen Sebastian Voss und dem Norweger Jørn O. Åleskjær — hat sich mit einer charmanten Mischung aus deutschsprachigem Indie-Pop, Lo-Fi-Diy-Ästhetik und unaufdringlich verspielter Musikalität einen festen Platz in der heimischen Szene und speziell auch auf unserem kleinen Blog hier erarbeitet. Ihre Arbeitsweise, die laut Bandcamp mit „Ping Pong“-Prinzip skizziert wird (Ideen werden hin- und hergeworfen, sobald ein Song lebendig wirkt, wird er veröffentlicht) und deren Zentrum Freundschaft, Kreativität und Unmittelbarkeit ist, verleiht ihrem Schaffen eine besonders glaubwürdige Note . Das Label Bureau Platiruma!!! im Münsterland, auf dem Herr Wade erscheinen, ist in der Indie-Szene angesehen für genau diesen Geist: handgemacht, eigenwillig, fern von Hochglanz-Marketing, und bietet der Band den nötigen Freiraum für ihre Ideen...  Mit den im Jahr 2025 erschienenen Veröffentlichungen „...uneingestöpselt“ (EP, Juni) und „The Opposite ...

Free Jazz war kein Stil. Er war ein Sprengsatz. - Ein Gespräch zwischen Deviant Frequency und 33rpmPVC.de über Bruch, Suche und permanente Revolution - Nicht nur im Jazz...

Einleitung Die meiste Musik will gefallen. Free Jazz wollte das nie. Er wollte etwas aufbrechen – und hat es getan. Ohne Rücksicht auf Erwartungen, ohne Angst vor Irritation, ohne Bedürfnis nach Harmonie im klassischen Sinn. Er hat Strukturen zerlegt, Gewissheiten erschüttert und die Grenzen dessen, was Jazz – und Musik insgesamt – sein darf, dauerhaft verschoben...  Im Gespräch mit | Deviant Frequency | spricht 33rpmPVC.de über Free Jazz als kulturellen Sprengsatz, über Peter Brötzmann und Albert Ayler, über das Prinzip von Konstruktion, Dekonstruktion und Rekonstruktion – und über die Frage, ob echte musikalische Revolution heute überhaupt noch möglich ist...  Es geht um Grenzverschiebung. Um Suchbewegung. Und um Musik als Zustand permanenter Veränderung...  --- „Free Jazz ist keine schöne Musik. Er ist ehrliche Musik.“ Deviant Frequency: Was macht Free Jazz für dich wirklich aus – jenseits von Theorie und Genre-Debatte? 33rpmPVC.de : Zuerst einmal fehlt vi...

Angels Of Libra – Tourabschluss im Ratinger Hof, DüsseldorfSoul-Revue im legendären Altstadt-Club

Der letzte Freitagabend im Düsseldorfer Ratinger Hof hatte von Anfang an etwas Besonderes an sich: Tourabschluss der Hamburger Soulband Angels Of Libra – und das in einem Club, der sonst eher mit roughem Punk als mit geschmeidigem Soul in Verbindung gebracht wird. Offizieller Beginn war auf 20 Uhr angesetzt, doch ganz soultypisch ging es erst gegen 20.30 Uhr los – genug Zeit, damit sich der Laden ordentlich füllte und die Vorfreude im Raum knisterte...  Der Ratinger Hof in der Düsseldorfer Altstadt ist weit mehr als nur eine weitere Konzertlocation: In den 1970er- und frühen 1980er-Jahren war die Kneipe an der Ratinger Straße 10 ein zentraler Treffpunkt der Underground- und Punk-Szene und gilt bis heute als einer der Geburtsorte des deutschen Punk. Nach einer Phase der Ungewissheit und der Schließung im Sommer 2024 wurde der Club im April 2025 unter neuem Betreiber nach umfangreichen Modernisierungen an Ton- und Lichttechnik sowie optischer Auffrischung wie...

Brausis drehen auf - „Wenn Punk plötzlich groovt – und alles Sinn ergibt“: Brausepöter - Frei Von All Dem Hier [14.11.2025 || NWE Musik]

Brausepöter sind zurück – und wie! Mit ihrem neuen Album "Frei Von All Dem Hier", gerade frisch erschienen, beweisen die deutschen Punk- und New-Wave-Veteranen, dass sie auch nach fast fünf Jahrzehnten Bandgeschichte nichts von ihrer Energie, Experimentierfreude und Relevanz eingebüßt haben. Die Band, die Ende der 1970er Jahre aus der deutschen Underground-Szene hervorging, überrascht 2025 mit einem stilistisch erweiterten, teilweise Dance-orientierten Sound – und bleibt dabei trotzdem ganz sie selbst...  Brausepöter zählen zu den, wenn nicht gar DER dienstältesten deutschen Punkband, die noch in Originalbesetzung aktiv existiert. Gegründet 1978 in der Provinz (Rietberg, NRW), gehörten sie zu den ersten Gruppen, die Punk und New Wave auf Deutsch kombinierten. Schon früh von Szene-Macher Alfred Hilsberg gefördert, spielten Brausepöter auf legendären Events der aufkommenden NDW-Bewegung, ehe sie sich 1982 frustriert über die Kommerzialisierung des Genres vorläufig v...

Free at last... James Newton Quartet - Live In Willisau [Switzerland 1983] | VÖ: 07.11.2025 | Rythm Flow Records

Das Album Live In Willisau Switzerland 1983 des James Newton Quartet – veröffentlicht bei Rhythm ’n’ Flow Records im November 2025 – ist ein aufschlussreicher Dokumentations-Fund: Ein Livemitschnitt vom Willisau Jazz Festival in der Schweiz aus dem Frühjahr 1983. Mit dabei sind der Flötist und Bandleader James Newton selbst, die Pianistin Geri Allen – zu Beginn ihrer Karriere –, sowie der Bassist Anthony Cox und der legendäre Andrew Cyrille an den Drums...  In dieser Konstellation bewegt sich das Quartett im Spannungsfeld von freier Improvisation und kompositorischer Klarheit. Newtons Flöte – kaum je trivial – gliedert sich hier in einen Kontext, in dem Allen, Cox und Cyrille nicht nur begleiten, sondern impulsgebend sind: Die rhythmischen Impulse von Cox und Cyrille bieten ein engmaschiges, zugleich losgelöstes Fundament, während Allen mit subtiler Verve zwischen Klangräumen und impulsiven Ausbrüchen pendelt... Die Klangästhetik ist roh und unmittelbar – ein Livemoment...