Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom 2025 angezeigt.

Aus dem (Bollen-) Hut gezaubert: Dieter Ilg – Motherland [VÖ: 21.03.2025 / Jazzline]

Dieter Ilgs neues Album "Motherland" zeigt den deutschen Jazz-Bassisten in Höchstform. Zusammen mit seiner "Working Band", bestehend aus dem Pianisten Rainer Böhm , dem französischen Schlagzeuger Patrice Héral und der tatkräftigen Unterstützung des Ausnahmetrompeters Till Brönner präsentiert Ilg eine wunderbare Hommage an seine Heimat, die sich nicht nur an dem nicht ganz ironiefreien Cover mit dem Schwarzwälder Bollenhut festmacht. Die gut austarierte Auswahl an Songs bildet ein in sich stimmiges Jazz-Album der Extraklasse. Die Produktion ist klar - der Sound des Trios warm und homogen. " Motherland " besticht dabei vor allem durch seine musikalische Reife aller beteiligten Solisten, die sich zusammen als gewachsene Einheit präsentieren... Ilgs Arrangements sind eigenständig und voller Respekt für die Originale. Besonders überzeugend ist für mich die jazzige Neufassung von Horst Jankowskis " Schwarzwaldfahrt " , die zwar im Kern ...

Clyde Stubblefield: Der ungekrönte König des Funk und sein Vermächtnis im Hip-Hop

Ein Schlagzeuger, der die Musikgeschichte prägte Clyde Stubblefield (1943–2017) war mehr als nur ein Drummer – er war ein Architekt des modernen Grooves. Sein ikonischer Beat in James Browns "Funky Drummer" (1970) wurde zur Grundlage unzähliger Hip-Hop-Klassiker und elektronischer Musikproduktionen. Doch obwohl sein Einfluss kaum zu überschätzen ist, blieb Stubblefield lange Zeit ein Hintergrundkünstler, dessen Name nur Eingeweihten geläufig war. Erst spät erhielt er die Anerkennung, die er verdiente – und bis heute gibt es Bestrebungen, ihn posthum in die Rock & Roll Hall of Fame aufzunehmen...  Der Beat, der die Musik revolutionierte  Stubblefields Spiel war geprägt von einer einzigartigen Mischung aus Präzision und lockerem Swing. Sein "Funky Drummer" Break – eine scheinbar einfache, aber geniale Abfolge von Snare, Bassdrum und Hi-Hat – wurde zum meistgesampleten Beat der Musikgeschichte. Künstler wie Public Enemy, N.W.A, Run-D.M.C., Prince und so...

Jakob Bänsch – All The Others [Jazzline, 2025]

Mit seinem zweiten Album "All The Others" festigt der junge Pforzheimer Trompeter Jakob Bänsch seinen Platz in der neuen Generation des europäischen Jazz. Nach seinem vielbeachteten Debüt liefert er hier eine ausgereifte, klanglich wie kompositorisch ambitionierte Platte ab, die gerade auf Vinyl besonders lebendig wirkt. Das Album, erschienen bereits am 28. Februar 2025 beim deutschen Label Jazzline und besticht durch eine Mischung aus lyrischer Melancholie und rhythmischer Intensität – und beweist, dass Bänsch nicht nur ein begnadeter Instrumentalist, sondern auch ein feinsinniger Geschichtenerzähler ist... Gleich der erste Track "Ouverture", prägt den Ton: Eine sphärische, fast filmbegleitend wirkende Einleitung, in der Bänschs Trompete dann wie eine einsame Stimme durch schwebende Klangteppiche aus Piano und subtilem Schlagwerk schneidet. Die Feinheit der Vinyl-Pressung kommt hier voll zur Geltung – jedes Detail, vom Anblasgeräusch bis zum Nachhall d...

Von Garagenbands und Pop-Olymp: Die Wiederentdeckung der „Stars Of Track And Field“ - Part 2 of 2

--- TEIL 2 --- Vom Duo zum Pop-Orchester Nach der geplanten Auflösung von „Funnybone“ machten Sebastian und André erstmal - beeinflusst von Musik, die sie gerade neu entdeckten - als Folk-Duo weiter. Wenig später sollte es dann sowieso heißen: „the quiet is the new loud“. Das passte als Motto! Und ein neuer Name wurde auch gefunden. Nach einem Song der von Folk- und Chamber-Pop-Einflüssen geprägten schottischen Ausnahme-Indie-Popper „Belle And Sebastian“ nannte man sich fortan - „Stars Of Track And Field“ . Weitere offensichtliche Bezüge kamen aus britischem Folkrock, Baroque-Pop oder von Nick Drake, Momus, Felt oder Arab Strap. Aber auch die Band Hefner, denen sie für die Aufnahmen ihrer Debüt LP ihr Musik-Equipment zur Verfügung stellten. (Zitat Seb: „Ja, genau so mussten wir es auch machen! Weg also mit den Effektgeräten, bei denen ich mich sowieso schwertat, diese mit meinen unegalen Füßen vernünftig zu bedienen!“)… Und so kam es schnell zu neuen Songs, die ...

Eine feine Klinge: Alabaster DePlume - A Blade Because A Blade Is Whole [2025, International Anthem / !K7 / Indigo]

Keine Ahnung, ob das Jazz ist. Keine Ahnung was das überhaupt genau sein soll. Aber diese Gedanken ist man ja durchaus gewohnt, wenn man sich öfters mal mit dem Output des Labels International Anthem befasst. Eins ist jedenfalls sicher - es ist immer spannend und oft auch auf eine angenehme Weise skurril und verschroben... Mir geht es jedenfalls in der Regel so, das man sich förmlich in diese Scheiben reingezogen fühlt. Und nach wenigen Minuten weicht die Skepsis einem euphorischen Verlangen, das was einem gerade so über die Ohren ins Hirn dringt, möge doch bitte noch eine zeitlang so weitergehen. Und ja, ich bin jetzt eigentlich schon mittendrin in der Beschreibung des neuen Albums von Alabaster DePlume "A Blade Because A Blade Is A Whole"... Hinter dem Künstlernamen Alabaster DePlume steht der in Manchester geborene Saxophonist und Spoken Word-Artist Gus Fairbairn. Sein Album-Debüt "Peach" erschien bereits 2015 auf Depth Records. Seit 2020 veröffentl...

Von Garagenbands und Pop-Olymp: Die Wiederentdeckung der „Stars Of Track And Field“ - Part 1 of 2

--- TEIL 1 --- Eine musikalische Zeitreise durch das Münsterland der 90er Jahre Frühling 2024 – Die Indiepop-Szene feiert ein unerwartetes Comeback: Das münsterländische Label „Bureau Platiruma“, unter der Leitung von Sebastian Voss, veröffentlicht mit „Episodes And Postcards“ eine liebevoll zusammengestellte CD-Compilation der Band „Stars Of Track And Field“. Ein musikalisches Kleinod, das die Herzen von Liebhabern britisch geprägten Indiepops höherschlagen lässt und gleichzeitig eine faszinierende Zeitreise in die pulsierende Musikszene des Münsterlandes der 90er Jahre darstellt… Die Geschichte von „Stars Of Track And Field“ beginnt mit zwei musikbegeisterten Nerds aus dieser Gegend, die sich also aufmachte, im Prinzip das Manchester oder Glasgow NRW´s zu werden. In einer Zeit vor dem Internet saugten sie jede verfügbare Information über Musik und im Speziellen über Indiepop auf – vom Graves Rocklexikon bis hin zu Musiksendungen im Radio und im TV. Jeder Cent, den sie verdienten, flo...