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Posts mit dem Label "Jazz" werden angezeigt.

Live In Concert: MARCOS VALLE, 04.08 2024 im Club Bahnhof Ehrenfeld [Gastautor: Kai Ahland, Essen]

   „Parabéns“- so lautet der Titel des Songs, mit dem Marcos Valle zum ersten Mal in mein Bewusstsein trat; vor gut 20 Jahren auf einer Giles Peterson Brazil-Compilation. Über die vergangenen Jahrzehnte - ausgelöst vermutlich durch Astrud Gilberto - habe ich eine tief empfundene Liebe zur brasilianischen Musik entwickelt; von den Anfängen der Bossa Nova über Bossa Jazz bis hin zur psychedelisch angehauchten MPB Mitte der Siebziger... Also: Parabéns indeed; das bedeutet nämlich im Portugiesischen „Glückwunsch“. Und beglückwünschen kann man all diejenigen, die am 04. August 2024 Zeuge dieses fantastischen Gigs im Club Bahnhof Ehrenfeld zu Köln am Rhein sein durften. Glückwunsch aber auch an den Protagonisten zu seiner körperlichen Konstitution und Fitness. Dass Valle im letzten Jahr 80 geworden ist, kann sich eigentlich nur auf irgend ein dunkles Geheimnis á la Dorian Gray zurückführen lassen. Oder permanentes Surfen an der Copa Cabana. Keine Ahnung... Frisch aus dem Urlaub, braun gebran...

New 7" Release on Q-Sounds Recording: The Supertights feat. Lisa Melissa - Impeach The Olympics

The Supertights sind sozusagen eine All-Star-Band, die sich aus dem Banduniversum des Labels Q-Sounds Recording zusammensetzt und die sich mit Ihren ersten beiden Alben und ihrer instrumentalen Mélange aus Spiritual Jazz, Heavy Funk, Afrobeat, Hip-Hop und Breakbeat bereits einen kleinen Kultstatus erobert hat. Die Wahl der Waffen für eine musikalische Anklage gegen die Schattenseiten der Olympiade in Paris in diesem Sommer hätte somit nicht besser ausfallen können. Die deepe, groovende Kraft der Supertights ist in ihrer Eindringlichkeit definitiv der perfekte Soundtrack für dieses Anliegen. Weiterer wichtiger Einflussfaktor und somit die "L'arme secrète" der 7" Single, ist die Performance von Lisa Melissa, die mit ihren an die Last Poets oder auch Gil Scott-Heron erinnernden Spoken Words in betont zynischer und in Teilen beinahe hämisch vorgetragenen Art, die falschen Versprechen und negativen Auswirkungen auf eine ohnehin schon aufgewühlte Gesellschaft in und um Par...

Soul at it's best: Principles Of Joy - It's Soul That Counts [Q-Sounds Recording | VÖ: 01.03.2024]

Die erste Plattenkritik im neuen Jahr 2024 widme ich einer Band und einem Label, zu dem ich zugegeben eine besondere Beziehung pflege. Aber nicht nur meine persönliche Freundschaft mit Christelle Amoussou und Ludovic Bors aka Norman Smuggler von Q-Sounds Recording, die sich beide für die Kompositionen und Texte verantwortlich zeichnen, ist hier ausschlaggend.  Sondern einfach der Fakt, das dieses Label eine absolute Soul- und Funk-Hitmaschine ist. Und eins der Flagschiffe des Labels sind die fantastischen Principles Of Joy, die sich gerade anschicken, ihr neues Album in die Plattenläden zu bringen... Man kann es drehen und wenden wie man will, aber musikalisch gehören PoJ zur allerersten Garde der europäischen Soul-Combos. Und das man sich auch auf sehr hohem Niveau immer noch ein Stück weit verbessern kann, beweisen die Musiker um Impressario Norman Smuggler mit "It's Soul That Counts". Eine hoch abwechslungsreiche und formidabel gespielte Werkschau mit allem, was ze...

Top Twelve 2023 - Album of the Year

Jahresende - Jahreswende! Zeit für allerlei Jahreslisten. Und auch bei 33rpmPVC.de ist das nicht anders, denn ich liebe solche Listen. Gerade im Bereich Musik ist das aber oftmals gar nicht so einfach, sich auf die Auswahl von einer begrenzten Anzahl Titel zu reduzieren. Ein paar selbst auferlegte Regeln gehören natürlich auch dazu. Die neuste: Aus den Top Ten sind die Top Twelve geworden...  Des Weiteren habe ich in meine Vorauswahl alle Scheiben aufgenommen, die im ablaufenden Jahr in dieser Form ihre Erstveröffentlichung hatten, auch wenn das Ereignis der Aufnahme schon ein paar Tage her ist. Wie im Beispiel des Coltrane/Dolphy-Mitschnitts "Evenings At The Village Gate", die es bei mir allerdings nicht ganz in die ersten Zwölf geschafft hat...  Erklärend hierzu noch die persönliche Anmerkung, das mich ausnahmslos alle hier erwähnten Werke absolut begeistern konnten. Daher sind die Platzierungen oft nur Millimeterentscheidungen. Gerade unter den Platzierungen 1 ...

V. A. - This Is DJs Choice Vol. 4 - Gu || Unique Records

Der primäre Reaktion beim Anblick des Unique Records-Logos auf Medien jeglicher Art, ist bei mir in der Regel der Kaufreflex. Zumindest dann, wenn ich den entspechenden Tonträger nicht ohnehin bereits mein Eigen nenne. Und um es gleich auf den Punkt zu bringen, dem Instinkt kann man auch in diesem Fall bedenkenlos nachgeben. Zumal es sich hierbei auch noch um die Auswahl eines ausgewiesenen Fachmanns und Connaisseur handelt... This Is DJs Choice Vol. 4 - die vom seeligen Henry Storch gestartete Compilation-Reihe, die wechselweise von befreundeten DJs des Hauses präsentiert wird - diesmal compiled und presented vom DJ (Home Diggin' Radio/DJ Gigs), Labelmacher (Our Label Records/Origu), Musiker (Sorry We're Closed/Alder Ego), Produzent und Buchautor Christian Gutjahr aka Gu...  Wem Gu bereits schon mal im Netz, in seiner Radioshow oder auch als Musiker oder DJ begegnet ist, wird sich leicht ausrechnen können, dass es sich auf der Platte um erlesenen Soul, Funk, Hip-Ho...

Delbruegge Band - Analogue Souls // VÖ: 29.04.2022 / Westpark Music

Jazz, Funk, Blues, Soul - alles in einen Topf und gut umrühren? Nein! Ganz sicher nicht. Auch wenn diese Zutaten einen wesentlichen Teil dieser Scheibe ausmachen, sind sie doch fein miteinander austarierte Ingredienzien eines höchst abwechslungsreichen Jazzalbums. Welchem Jazzfan das heutzutage immer noch die Jazzpolizei rufen lässt, wenn sich diverser Einflüsse anderer Genre bedient wird, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Der Kölner  Bandleader und Saxophonist Bernd Delbrügge hat sich hier mit seinen Mitstreitern Dirk Ferdinand (d), Gero Gellert (b) und Gert Kapo (p, organ) zu einem erstklassigen Quartett zusammengefunden. Das Ergebnis liefert ein enorm vielschichtiges Werk, welches in der Tat durch und durch analog eingespielt und produziert wurde und diese Kette im Prinzip auch bis zum Ohr des geneigten Hörers nicht mehr unterbricht. Denn physisch erscheinen wird das Album nur als 180gr-Vinyl-Version im Gatefold-Cover. Da wurde der Titel der LP wirklich mal bis zum Ende geda...

Art Blakey & The Jazz Messengers - First Flight To Tokyo: The Lost 1961 Recordings. [2021 | Blue Note Records]

 Was soll man dazu sagen? Egal ob die Story mit den Lost Tapes so stimmt oder vielleicht auch marketing-technisch etwas aufgehübscht wurde. Das Doppelalbum ist phänomenal! Klanglich für ein Livealbum hervorragend. Die Messengers in legendärer Besetzung mit Timmons, Shorter, Morgan, Merritt und Blakey scheinen in Höchstform und heizen den tokyoter Publikum so richtig ein. Man hat zudem das Gefühl, fast im gleichen Raum zu sitzen. Die 60 Jahre zwischen Aufnahme und dem Hörvergnügen heute, sind in keinem moment auszumachen. Selten so ein fantastisches Doppel-Livealbum gehört. Und musikalisch nahezu über jeden Zweifel erhaben. Blakey kommt mir in manchen Solo-Passagen von der Intensität her fast wie ein Rockdrummer vor. Hardbop vom Allerbesten. Eigentlich ein Pflichtkauf...  What to say about it? It doesn't matter if the story with the lost tapes is true or if it was just a little bit improved for marketing reasons. The double album is phenomenal! Soundwise excellent for a live al...

Souljazzpower mal etwas anders! Melanie Charles - Y'all Don't (Really) Care About Black Women | Verve Records | VÖ: |Nov. 2021

E ine volle Jazz-Soul-Funk-Breakbeat-Breitseite! Was für ein temperamentvolles, trickreiches und dennoch absolut cooles Album der Powerfrau Melanie Charles mit ihrer außergewöhnlichen Stimmgewalt. Von vore bis hinten ein absoluter Hörgenuß. Hier ist Verve mal wieder eine große Entdeckung gelungen. Kann ich nur in Bausch und Bogen empfehlen... 

Die Leichtigkeit des Vinylism - Turntable Sprezzatura, "On(line) Air" wider dem Mainstream und dem Gewöhnlichen...

M an mag von den sozialen Medien, allem voran Facebook ja halten was man will. Und sicher gibt es reichlich zu kritisieren. Den Umgang miteinander, der oft fehlenden Diskussionskultur, der schieren Übermacht des Trivialen und nicht zuletzt oft genug auch einfach der plumpen Dummheit, die einem allerorten entgegenschlägt. Aber es sind auch Orte, an denen es möglich ist, immer wieder tolle und höchst interessante Menschen kennenzulernen. Zwei dieser Menschen die mir seit geraumer Zeit in diversen musikalischen und subkulturellen Zusammenhängen aufgefallen sind, sind die beiden jungen bis mitteljungen Herren auf dem Foto, die seit ungefähr  einem dreiviertel Jahr mit ihrer fantastischen Online-Radiosendung "Turntable Sprezzatura" die Nullen und Einsen im digitalen Orbit zum schwingen bringen. Bei den Herren handelt es sich um die beiden Paderborner DJs und Vinyl-Connaisseure Roberto Chessa und Christian "Chrizz" Böhning, die zusammen in Paderborn auch den Soulnighter „...

Jazz Is Dead 006 with Gary Bartz // VÖ: 02.04.2021 // Label: Jazz Is Dead

  Es ist ja immer wieder ein Ereignis, wenn die von Ali Shaheed Muhamad und Adrian Younge mit soviel Hingabe bearbeitete, phänomenale Albenreihe   Jazz Is Dead  auf dem gleichnamigen Label eine neue Veröffentlichung rausbringt. Ausgabe 6 nunmehr mit einer legendären Figur des amerikanischen Jazz - Gary Bartz ! Der so progressive wie vielfältige Altsaxophonist war bereits seit Ende der 50er Jahre mittendrin in der New Yorker Jazz-Szene und spielte damals schon Sessions mit Freddie Hubbard, Pharoah Sanders oder auch Lee Morgan. Anfang der 60er arbeitete er mit Mingus, Roach und Dolphy, ehe er 1965 bei Art Blakeys Jazz Messengers landete und dort sein Albumdebüt auf "Soulfinger" gab. Drei Jahre später begann seine Zusammenarbeit mit dem vor gut einem Jahr verstorbenen McCoy Tyner. Weiterer Höhepunkt war in den 70ern sein Engagement in der Miles Davis Band. Musikalisch war und ist Bartz kaum festzulegen. Ob im Bebop, Hardbop, Free-Jazz, Fusion, Soul, Jazz-Funk oder mit s...

Conversation #1: Condensed ... by Florian Arbenz, Hermon Mehari, Nelson Veras

Es gibt Menschen, die neigen in diesen pandemischen Zeiten dazu sich eher zurückzuziehen. Und es gibt Musiker wie den Schweizer Jazz-Schlagzeuger Florian Arbenz, der sich gleich ein echtes Mammut-Projekt vornimmt und 2021 damit beginnt, ein 12-teiliges Albenprojekt auf die Beine zu stellen. Ja, richtig gehört: 12 (!) Alben. Zwölf Alben (oder „Conversations“) mit 12 radikal unterschiedlichen Gruppen von Musikern...  Den Anfang macht eine Session mit dem amerikanischen Trompeter Hermon Mehari und dem brasilianischen Gitarristen Nelson Veras, die unter dem Titel "Conversation #1: Condensed" im April 21 erscheinen wird. In seinem Baseler Studio möchte Arbenz mit der Serie Musiker verschiedenster Ausprägung zusammenbringen. Bei diesem ersten Album führt er eine eher ungewöhnliche Besetzung aus Gitarre, Trompete und dem Einsatz seines Schlagzeugs zusammen und setzt dabei ganz auf die kreativen Eigenschaften der Beteiligten, mit dieser Situation musikalisch effizient umzugehen. „Ich...

Out on the floor: Hamburg Spinners - Skorpion Im Stiefel // VÖ: Irgendwann zuletzt // Légère Recordings ‎– LEGO215 / a sexy ‎– A-SEXY008

  H ätte ich jetzt fast vergessen! Irgendwie hatte ich mir vor geraumer Zeit das Album der Hamburg Spinners vornehmen wollen. Vermutlich aus einem Mangel an Vita Buer-Lecithin ist mir das erst heute wieder in den Sinn gekommen. Aber besser spät als nie und da die ganze Geschichte relativ zeitlos angelegt ist, sollte hier auch eigentlich kein Veröffentlichungsdruck entstehen. Raus ist sie also längst und dankenswerterweise auch als Vinyl. Alles andere wäre bei soviel Rückgriff auf vergangene Zeiten auch ein Unding gewesen. Denn Hauptakteur dieses Werks ist - neben den Protagonisten der Band - die gute, alte und oft despektierlich als "Schweineorgel" verunglimpfte Hammond B3. Dabei ist es gerade dieses elektro-mechanische Stück Musikgeschichte, welches einen dermaßen unverwechselbaren und prägnanten Retro-Sound verströmt, das sich gleich reihenweise Musikgenres aus den 60ern und 70ern mit ihr schmückten. Egal ob im  Rhythm and Blues, Soul, Funk, Rock, Ska, Reggae oder gerad...

Jäzz gerade gelesen: "111 Gründe, Jazz zu lieben" von Ralf Dombrowski // Verlag - Schwarzkopf & Schwarzkopf

  Ralf Dombrowski 111 Gründe, Jazz zu lieben Taschebuch 264 Seiten, 14.99 Euro Schwarzkopf & Schwarzkopf, Nov. 2019 ISBN: 978-3-86265-804-6   Wenn man sich als Einsteiger in die Thematik Jazz begibt und Literatur sucht, die man begleitend und erklärend dazu lesen kann, gelangt man schnell an einen unübersichtlichen Fundus an Büchern die in den jeweiligen Rezensionen mal gut, mal schlecht wegkommen. Eine Vorauswahl für Anfänger ist sicher nicht gerade einfach. Aber im Prinzip erfüllen ja die meisten dieser Schmöcker den Zweck, zumindest wenn sie lesbar verfasst sind. Idealerweise kann ich hier aus eigener Erfahrung auf "Das Jazz-Buch" des deutschen Jazz-Papstes Joachim-Ernst Berendt († Februar 2000) verweisen, welches natürlich komplett gelesen, aber eben auch lexikal benutzt werden kann und mir persönlich auch ein ständiger, von mir immer wieder hervorgeholter und geschätzter Begleiter ist. Schwieriger wird es dann bereits, wenn man sich im Stadium eines zumindest lei...

Swiss Made: Greg Osby & Florian Arbenz - Reflections Of The Eternal Line // VÖ: 17.09.2020

W ill vielleicht kein Musiker hören, aber das erste was mich sofort ansprach, war das erstklassige Cover des Albums, dessen Art der Entstehung sich im Video zum Track " Wooden Lines " anschaulich beobachten lässt. Denn das musikalische Projekt wurde von einer Reihe von Gemälden des bekannten Künstlers Stephan Spicher inspiriert, in dessen Werkstatt auch die Aufnahmen zu "Reflections Of The Eternal Line" stattfanden und der sich auch für das kunstvolle Cover verantwortlich zeichnet. Und stimmt die Verpackung, muß natürlich auch der Inhalt liefern. Und das tut er - auf erwartbar hohem Niveau...  Florian Arbenz , vielen sicherlich bekannt als Drummer des Schweizer Modern Jazz-Trios VEIN , spielt hier zum ersten mal mit seinem langjährigen Kollegen und Mitstreiter, dem legendären US-amerikanischen Saxophonisten Greg Osby als reines Duo zusammen. Osby & Arenz schaffen hier ein Klangkunstwerk, dem man sich beim Hören völlig hingeben sollte, nein muss. Hier kommt es au...

Movements Vol.10 // Tramp Records // VÖ: 21.02.2020

N un bin ich tatsächlich gezwungen, das Feld von hinten aufzurollen. Wenn man bei einer Compilation-Reihe wie " Movements " vom kleinen, feinen Label Tramp Records mit der Jubiläumsausgabe No. 10 beginnt und demzufolge unweigerlich Feuer fängt, bleibt einem nicht viel anderes übrig. Von gehört, von gelesen, irgendwo schon mal gesehen? Ja natürlich. Auch die prägnante Typografie des Schriftzugs war mir geläufig. Warum dann bisher noch nie eine Scheibe der bereits seit 2005 erschienenen Compilations in mein Plattenregal gewandert ist? Nicht die geringste Ahnung! Eigentlich fast schon ein peinlicher Zustand, da sich auf Movements reihenweise höchst unterhaltsame und größtenteils wenig bekannte, aber umso schönere Songs aus den Bereichen Funk, Soul-Jazz, Disco, Latin oder Rythm & Blues wiederfinden, derer man ansonsten erstmal habhaft werden müsste. Sicher kein leichtes Unterfangen. Der Dank dafür gebührt dem Münchner DJ und Labelchef von Tramp Records Tobias Kirmayer, de...

Tipp: Nubya Garcia - Nubya's 5ive // jazz re:freshed // VÖ:2017 (Vinyl, CD, MP3)

E ine Reise zurück in die frühen 60er des Jazz, aber dennoch kein bisschen angestaubt, sondern frisch und agil. Während ich ansonsten bei den jungen Wilden der Londoner Jazzszene und speziell beim Label jazz re:freshed eher einen zeitgenössischen Sound mit Breakbeats, Elektro-Funk, Hip-Hop und eher futuristischere Anleihen erwarte, klingt dieses brilliante Album eher wie eine kleine Zeitreise in die Tage eines John Coltrane, zu Zeiten von Giant Steps, Lush Life oder My Favourite Things. Die mehr als talentierte Tenorsaxophonistin Nubia Garcia hat bei diesem Album aber auch eine ganze Reihe von Könnern mit an Bord, die im Prinzip eine Quintessenz der Londoner Jazzszene darstellt. Im Einzelnen sind das Daniel Casimir am Bass, Femi Koloeso und Moses Boyd an den Drums, Joe Armon-Jones am Piano, Sheila Maurice-Grey an der Trompete und Theon Cross  an der Tuba. Und das hier gerade eben nicht versucht wird den Jazz neu zu erfinden, macht dieses Werk im Kosmos der neuen Garde...

Video: The Current State Of Jazz: London (engl.)

Nette kleine Dokumentation in englischer Sprache über die junge Londoner Jazzszene. Ist zwar schon einige Monate alt, aber immer noch recht interessant wie ich finde. Inklusive Interviews mit den Szene-Protagonisten Adam Moses, Gründer des tonangebenden Labels jazz re:freshed , sowie Henry Wu, Moses Boyd, Poppy Ajudha, Nubya Garcia, Cleveland Watkiss und anderen...

River Into Lake - Let The Beast Out // VÖ: 20.09.19 // Humpty Dumpty Records

I st das noch Indie-Pop oder ist das schon Jazz? Auf jeden Fall ist es schon mal gut. Und das eine muß das andere ja auch nicht ausschließen. Der Mann, der hinter all dem steckt heißt Boris Gronemberger, kommt aus Belgien und ist bereits seit einigen Jahren mit diversen Bands und Projekten (Girls in Hawaii-Françoiz Breut usw.) unterwegs, bei denen ich dann wieder merke, das mir so manches was sich im Indie-Bereich tut, durchgeht. Umso schöner, wenn man darauf gestoßen wird und es den persönlichen Geschmack trifft. Schöner, teilweise verträumter, teilweiser vertrackter Indie-Pop, der sich starker Jazz-Anleihen bedient. Lässt sich extrem gut hören und ist zudem auch als Vinyl erhältlich. Klare Empfehlung... Bandcamp Let the beast out by River Into Lake

New Generation Jazz: Daniel Casimir & Tess Hirst - "These Days" // VÖ: 01.11.2019 // jazz re:freshed

N achdem ich mich zugegebenermaßen überwiegend mit der Vergangenheit des Jazz befasse, hier mal ein Blick in die vermeintliche Zukunft. Und hätte ich nur das Albumcover des am 01. November erschienenen Debütalbums "These Days" - nebenbei bemerkt ein Albumtitel, der bei mir als Joy Division-Fan ganz andere Assoziationen weckt - von Daniel Casimir & Tess Hirst gesehen, ohne zu ahnen um was es ich handelt, hätte ich es als vermeintliches Hip-Hop-Album oder ähnlichem gleich wieder weggelegt. Und so kann man sich täuschen, denn es wäre der Sache nicht im Ansatz gerecht geworden. Denn dieser Tage sollte man bei allem was unter der Bezeichnung Jazz aus London auf den Markt kommt, genauer hinsehen. Dort entwickelt sich seit einiger Zeit eine lebendige Szene großartiger neuer, frischer, unverbrauchter und konventionsloser Jazz-Acts. Besonders hervor tut sich dabei das Label "jazz re:freshed" , welches sich nicht nur für die Veröffentlichung dieses Werks verantwortlich ze...

Mod Jazz-Compilations from Kent Records (Ace Records) 1996 - 2018

B etrachtet man die Wortschöpfung, die diesem Artikel zugrunde liegt und die in ihm zu besprechende Albenreihe mal dialektisch, kann hier der Erkenntnisgewinn, dass beim ModJazz das zusammengesetzt wurde, was auch zusammen gehört, kaum widersprochen werden. Laut der Beschreibung des Begriffs Dialektik auf Wikipedia [ link ] , " erhebt die Synthese das Einzelne auf die Stufe des Allgemeinen, das Konkrete auf die des Abstrakten, sie fasst das Mannigfaltige zu einer Einheit zusammen ". Und damit kann man es kaum treffender beschreiben. Die Ende der 50er Jahre entstandene Mod-Bewegung hat ihre Wurzeln in einer wohl in London entstandenen Subkultur, die als Modernisten bezeichnet wurde. Nicht zuletzt auch, weil sie modernen Jazz hörten. Wobei der eigentliche Neologismus der hier angedeutet wird, wohl in seiner jetzigen Bedeutung erst viel später zum tragen kam. Denn Modern Jazz muß nicht zwangsläufig ModJazz sein. Mods hören heute natürlich auch nicht nur Jazz, w...