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AdriNalin – „feelbadmusic“: Eine Rezension

Musikjournalismus - ob professionell oder wie in meinem Fall als Leidenschaft - lebt von Präzision und der Fähigkeit, hinter die Oberfläche zu blicken. Bei AdriaNalins Album „feelbadmusic“ ist diese Herangehensweise nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit. Weit entfernt von der schnelllebigen Oberflächlichkeit, die heute oft das Musikgeschehen prägt, präsentiert der Wittener Rapper ein Werk, das konzeptionelle Tiefe und künstlerische Vision in den Vordergrund stellt. Das Album ist ein Statement gegen die „seelenlose“ Musiklandschaft und richtet sich an Hörer, die bereit sind, sich auf eine ehrliche und ungeschönte Auseinandersetzung einzulassen... 

​Der Titel „feelbadmusic“ ist dabei nicht nur eine Provokation, sondern die programmatische Essenz des gesamten Projekts. Thematisch bewegt sich das Album in einem tiefen, introspektiven Raum, der von Selbstzweifeln, inneren Dämonen und melancholischen Stimmungen durchzogen ist. AdriaNalin nutzt seine Texte, um das „Rauschen“ des Alltags, eine „Abwärtsspirale“ und die „Winterdepression“ zu verarbeiten, wie die Titel der Lieder bereits andeuten. Es ist ein Album für die späten Stunden, das bewusst keine Antworten liefert, sondern die Fragen des Lebens mit einer ehrlichen und oft düsteren Lyrik auf den Punkt bringt. Es ist der Sound, den man früher als Hip-Hop gehört hat – etwas melancholisch und von einer „düsteren“ Atmosphäre durchdrungen...

​Musikalisch ist „feelbadmusic“ eine Hommage an den Boombap-Hardcore-Rap der goldenen 90er und an die eher weniger fröhlichen und freundlichen Beats eines GZA, Raekwon oder auch Havoc und Prodigy. Ein Stil, wie ihn AdriNalin bereits seit nunmehr gut zehn Jahren pflegt. Das basslastige und dichte Klanggewand geprägt. Ein Zuhörer beschreibt, dass die Musik an den Sound vom Wu-Tang Clan oder eben an Mobb Deep erinnert, was die Qualität der Produktion unterstreicht. Verantwortlich für den kraftvollen und kohärenten Klang ist Bosca, der das gesamte Album gemischt und gemastert hat. Er verleiht dem Projekt eine technische Brillanz, die dem künstlerischen Anspruch gerecht wird...

​Die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern ist ein weiterer zentraler Pfeiler des Albums. AdriNalin hat sich ein Netzwerk aus Gleichgesinnten aufgebaut, die seine Vision teilen. DrikOne ist gleich auf zwei Titeln, „Falsch Oder Richtig?!“ und „Normales Leben“, zu hören , während Haschi auf „Früher Untertage“ und Inkasso auf „Winterdepression“ mitwirken. Eine besondere Erwähnung verdient die Kollaboration mit Colt Seevaz auf dem Track „Selfcare“ , da dieser Künstler nicht nur am Mikrofon, sondern auch als Gestalter des Album-Artworks beteiligt war. Ein weiteres, subtiles, aber wirkungsvolles Detail sind die cuts im „Intro“ und „Outro“ des Albums, die nicht nur als musikalische Brackets dienen, sondern die systematisch-planvolle Struktur des Werkes umfassen und wirkt daher beinahe wie eine Art Konzeptalbum... 

​AdriNalins „feelbadmusic“ ist kein Deutschrap, sondern ein echtes Hip-Hop-Album, das durchaus internationales Format hat und beweist, dass tiefgründiger, ehrlicher und handwerklich präziser Rap auch heute noch seinen Platz hat. Ein Album, das Respekt verdient und sich von den flüchtigen Trends der Zeit absetzt. Und glücklicherweise mit absurden Hilfsmitteln wie beispielsweise dem unseeligen "Autotune" rein gar nichts am Hut hat...

Tracklist 
​Seite A:
​A1: Intro (1:35)
​A2: Defizit (2:54)
​A3: Falsch Oder Richtig?! feat. DrikOne (2:49)
​A4: Nägelkauen (3:15)
​A5: Normales Leben feat. DrikOne (3:09)
​Seite B:
​B6: Früher Untertage feat. Haschi (2:53)
​B7: Zechenschatten (2:30)
​B8: Winterdepression feat. Inkasso (2:49)
​B9: Selfcare (2:05)
​Die digitale Landschaft

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