Mit "Ecosphere" legt das Budapester Jazz-Kollektiv New Fossils sein drittes Album vor. Schon beim ersten Durchhören fühlt es sich für mich an, wie eine klangliche Expedition. Natur, Kunst und improvisierte Freiheit verschmilzt schnell zu einem fesselnden Gesamtwerk. Veröffentlicht auf Moratva Records besticht die LP nicht nur musikalisch, sondern auch haptisches als eindrucksvoll Kunstobjekt. Das Cover ziert ein Prägedruck des ungarischen Malers Jozef Csató, dessen organisch-abstrakte Formensprache perfekt zum Konzept des Albums passt. Hier wird Jazz zum lebendigen Ökosystem...
New Fossils, die sich bereits mit ihren vorherigen Alben als Grenzgänger zwischen traditionellem Jazz und modernem Sounddesign auszeichneten, gehen auf "Ecosphere" noch einen Schritt weiter. Die Stücke atmen, wuchern und brechen auf – zwischen Verwurzelung und Aufbruch - mal in sphärischer Dezibelzahl, mal mit eruptiver Rhythmik. Die Band bedient sich dabei einer Mischung aus akustischen und elektronischen Texturen, ohne je ins zu Künstliche abzugleiten. Vielmehr entsteht der Eindruck, als würden Synthesizer und Kontrabass in derselben Klanglandschaft wurzeln...
"Ecosphere" ist dennoch ein echtes Jazz-Album, welches Natur nicht bloß als Metapher nutzt, sondern klanglich wuchern lässt. Es ist kein bequemes Hintergrundrauschen, sondern eine fordernde, gleichzeitig belohnende Hörerfahrung. Zudem gibt es eine inspirierende Weiterentwicklung und eine Ausweitung der Genregrenzen in deutlich groovigere Gefilde...
Die Produktion setzt auf warme Analogtiefe, ohne die Details zu verschlucken. Besonders die Vinyl-Pressung überzeugt klangtechnisch. Ein Album das wächst, je öfter man es hört. Zusammen mit Csatós kunstvollem Cover wird "Ecosphere" so zu einem Gesamtkunstwerk – ein Album, das man ebenso gerne an die Wand hängt, wie auf den Plattenteller legt...