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Zwischen Jazz und Nippon-Ästhetik – FloFilz hebt mit Hagaki ab [VÖ: 12. 09.2025 | Melting Pot Music]


FloFilz verbindet auf Hagaki japanische Einflüsse, Hip-Hop-Beats und jazzige Eleganz zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk. Ein Album, das zeigt, wie international und detailverliebt die europäische Beatmaker-Szene längst geworden ist.

Mit Hagaki (葉書, „Postkarte“) legt FloFilz, alias Florian Meier, ein Album vor, das seine Rolle als eine der prägenden Stimmen des europäischen Jazzy-Hip-Hop nicht nur bestätigt, sondern vertieft... 

Schon das Artwork ist ein Ereignis: ein sorgfältig gestaltetes, detailverliebtes Cover mit integriertem illustrierten Booklet, ergänzt durch ein japanisch inspiriertes Obi-Band. Diese Gestaltung ist mehr als nur Verpackung – sie bildet eine sinnvolle Einheit mit der Musik... 

Musikalisch entfaltet sich Hagaki als Balance aus feingliedrigen Breakbeats und geerdeten Hip-Hop-Grooves. Der jazzige Unterton, typisch für FloFilz, ist nicht Beiwerk, sondern Fundament. Und so entsteht ein Brückenschlag zwischen Beatkultur und Jazztradition – ein Spannungsfeld, in dem FloFilz seit Jahren zuhause ist, hier jedoch mit besonderer Klarheit und Reife... 

Besonders markant ist die tiefgreifende japanische Prägung des Albums. Sie zeigt sich im Artwork ebenso wie in den Stücken selbst: Titel wie Furo 風呂 oder Inemuri 居眠り greifen Alltagsszenen und kulturelle Codes auf. Auch musikalisch fließen ostasiatische Elemente organisch ein – niemals plakativ, sondern subtil und atmosphärisch. Das Ergebnis ist eine intime Stimmung, die urbane Coolness mit meditativer Ruhe verbindet... 

Die Gästeliste unterstreicht den kosmopolitischen Ansatz. Der renommierte Trompeter Takuya Kuroda verleiht Taito City Hideout Tiefe, während Producer-Größen wie Budamunk oder tajima hal mit Lidly Akzente setzen. Auch Nao Yoshioka sowie Beiträge von britischen und japanischen Musikern tragen zum Facettenreichtum bei. Hagaki wirkt dadurch wie eine musikalische Postkarte – adressiert an ein globales Publikum... 

Seit gut einem Jahrzehnt zählt FloFilz zu den prägenden Figuren der europäischen Lo-Fi- und Jazzy-Hip-Hop-Bewegung. Frühere Releases wie Metronom (2014) oder Cenário (2016) machten ihn bekannt für detailreiche Produktionen, die über bloße Loops hinausgingen. Mit Alben wie Transit (2018) oder Close Distance (2022) baute er sein internationales Netzwerk aus. Kollaborationen mit Künstler:innen aus London, Tokio oder New York sind längst Teil seiner Handschrift – und machen ihn zu einem Produzenten, der Brücken schlägt... 

Mit Hagaki präsentiert FloFilz ein Album, das reif, durchdacht und konzeptionell geschlossen wirkt. Für Fans ist es eine Bestätigung seiner Weiterentwicklung, für Neuentdecker ein idealer Einstieg. Ein Werk, das zeigt, wie sehr Hip-Hop im Jazz wurzeln kann, sowie globale Einflüsse aufnehmen und dennoch eine eigene Vision bewahren. Der Jazz ist aber nich nur Grundlage, sondern auch prägend fur dieses Album, so dass die Platte im Sammlerregal getrost unter Jazz einsortiert werden kann.. 

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Tracklist

1. Furo 風呂 – 02:45
2. Setagaya Samba – 02:22
3. Taito City Hideout (feat. Takuya Kuroda) – 02:38
4. Kimochi ii 気持ちいい – 02:25
5. Yoinokuchi 宵の口 – 02:45
6. 6F Encounters – 02:24
7. Yokohama Yard (feat. tajima hal & Lidly) – 02:17
8. Inemuri 居眠り – 01:40
9. 20today (feat. 12Vince) – 02:07
10. Kaki 柿 – 02:05
11. Ma 間 – 02:36
12. Atélier (feat. Matt Wilde & Toshiki Soejima) – 03:01
13. Insomnia (feat. Nao Yoshioka) – 02:59
14. Yōkai 妖怪 – 01:08
15. Forest Crab (feat. Budamunk) – 02:25
16. Sunken Stones – 01:44



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