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Live im Greif: Al Holliday & The East Side Rhythm Band // 17.11.2018, Lünen

Dass es in meiner Heimatstadt aufgrund diverser guter Locations immer mal wieder zu großartigen Konzerten kommt, ist eigentlich mittlerweile nichts ungewöhnliches mehr. Dass aber eine waschechte Soul- und Rythm & Blues-Band, die zudem aus der Heimatstadt Chuck Berrys St. Louis stammt, hier Station macht, ist da schon etwas rarer. Durchaus mit einer großen Portion Vorfreude ging es Samstag Abend in das sich mittlerweile zur Location für Auftritte internationaler Top-Acts entwickelte Eventlokal Greif in Lünen. Zum Greif selber muß man eigentlich kaum noch etwas sagen. Hier gibt es neben dem Kernstück, der Music-Hall mit vielen unterschiedlichen Liveacts, ein großartiges rustikal-schickes Lokal, mit einer Riesenauswahl an Whisky, Craftbieren und einer Spitzenküche. Trotzdem behält es nicht nur oberflächlich seinen rauhen rockigen Charme. Bei der musikalischen Bandbreite, die von Singer-Songwritern, Bluesmusikern, Hardrock-Bands über Psychobilly-Combos bis hin zu Hardcore-Legenden wie Pro Pain, Biohazard oder Madball geht, kein Wunder. Das Greif ist purer Rock'n'Roll. Und nun eben auch Soul...




Als die Ankündigung gemacht wurde, das Al Holliday & The East Side Rhythm Band und damit eine Soul-Band aus den Staaten im Greif auftreten wird, stand die Entscheidung live dabei zu sein, relativ schnell fest. Wobei ich zugeben muss, das mir die Band bisher nur beiläufig aufgefallen war und sich immer mal wieder in mein Suchraster bei Youtube verheddert hat. Als ich mich dann etwas intensiver mit der Band befasst habe, wurde schnell klar, dass es sich hier um eine recht junge, aber intensive Liveband handelt, der auch international bereits ein gewisser Ruf vorauseilt. Und diesen Ruf erspielen sie sich derzeit in einer ausgiebigen Tour durch Deutschland und den Niederlanden. Musikalisch spielt die Band einen deepen Southern Soul mit vielen Elementen aus dem Blues und Rhythm & Blues, aber auch funkigen und jazzigen Elementen. Die Tempowechsel zwischen oder auch innerhalb der Songs, sowie die Power und Dynamik erinnern mich oft an die Art und Weise von beispielsweise Ike & Tina Turner. Die Bläsersektion, die beim Auftritt aus einem Trompeter und einem Saxophonisten bestand, brachte den oftmals furiosen funkigen Rhythmus ein, lieferte aber auch starke Solos ab. Konnte sich bei den langsameren Stücken auch zurücknehmen und dezent zum filigranen Sound beitragen. Vor allem der Trompeter, und wie wir nach dem Konzert aus erster Hand erfuhren ein Musiklehrer, fiel hier durch eine extrem engagierte Leistung auf...





Extrem engagiert kann man auch nur den Part der Keyborderin an der Hammond bezeichnen, die schon sehr auffällig intensiv bei der Sache war und wie eine zierliche Version von Brian Auger wirkte und mindestens genauso hingebungsvoll und extrovertiert ihren Job tat, wie der Bandleader Al Holliday. Auf dieser Europa-Tour dabei sind immerhin sieben Musiker der ansonsten 10-köpfigen Gruppe. Man muss ohnehin sagen, das die Band trotz aller Improvisationsfähigkeiten sehr professionell aufeinander abgestimmt spielte. Da machen sich sicher die ausgedehnten Touren in den USA bemerkbar. Und das nahm auch das Publikum sehr dankbar auf und wollte die Band zum Ende hin kaum noch von der Bühne lassen. Erst nach einigen Zugaben stellte sich der wohlverdiente Feierabend ein. Viele der gespielten Songs stammen auch vom neuen und mittlerweile bereits dritten  Album "4963", welches auch als Vinyl-Doppelabum erschienen ist. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, die Scheibe direkt an der Quelle - von Al Holliday höchstselbst -  zu kaufen. Die CD-Version gab es als Bonus oben drauf. "4963" ist, nebenbei bemerkt, die Hausnummer der Wohnstätte, des Aufnahmestudios und des Headquarters der Band. Zusammengefasst war es die absolut richtige Entscheidung, sich dieses Konzert nicht entgehen zu lassen. Ebenso wie es eine richtige Entscheidung war, diese tolle Band nach Lünen zu holen. Hier haben Bob und Lee als Verantwortliche definitiv ein gutes Näschen bewiesen. Ich bin mir ziemlich sicher in Zukunft von Al Holliday und der East Side Rhythm Band noch mehr zu hören...














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