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Open Space: Angels Of Libra - Revelations || Waterfall Records || VÖ: 17.03.2023



Es bedarf wohl der besonderen Umstände einer Pandemie, um auf die Idee zu kommen, ein Plattencover mit einem durchs All kreuzenden Spiegelei zu fertigen. Zumindest der Annahme folgend, dass die Idee fürs Cover in der gleichen Zeit ersonnen wurde, wie die Aufnahmen zum Nachfolger des brillianten Debüts der Angels Of Libra...

Gleich mit dem Opener "The Only Thing" wähnt man sich allerdings unmittelbar in die Perspektive des erwähnten Spiegeleis versetzt und befindet sich als Major Tom auf einem sehr spacigen Trip durchs All. Soweit, so ungewöhnlich. Zumindest wenn noch die Klänge des Debüts im Ohr nachhallen, was angesichts der zeitlichen Nähe der beiden Veröffentlichungen als nicht allzu gewagte Vermutung erscheint. Ein Vergleich zu den französischen Kollegen von Air tut sich auf. Der Downtempo-Trip-Pop überrascht, aber er überrascht sehr positiv. Der Sound gefällt mir ohnehin und ich bin auch immer für leicht gewagte Stilwechsel zu haben. Aber - wo ist der Soul geblieben? Nun, der lässt nicht lange auf sich warten und kehrt bereits beim zweiten Song, dem von Nathan Johnston gesungenen Titelstück "Revelations" eindringlich zurück ins Licht der Sonne. Weitere VokalistInnen des Albums sind übrigens Milo Milone, Jepka und Jean Curtis...

Thematisch bleibt es ein wenig geheimnisumwoben. Sei es bei den Titeln der Songs, die sich im Umfeld diverser mythologischer Sphären altgriechischer, römischer und christlicher Figuren bewegen, als auch musikalisch. Der Stilwechsel bleibt durch das gesamte Album hinweg ein probates Mittel, einen Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Die Mixtur eines souligen Grundgefüges im Down- bis Midtempo-Bereich mit allerlei trippigen Klangerzeugern wie Synthesizer, Vocoder oder ähnlichem, verfängt sicher nicht bei jedem Hörer so schnell, wie der doch deutlich zugänglichere Erstling. Aber gerade diese Experimentierfreude ist die eigentliche Stärke von "Revelations". Das Werk entfaltet sich vielleicht auch erst beim zweiten oder gar dritten Hördurchgang vollends, wird und wirkt dadurch aber umso stärker. Reine Soulliebhaber werden es vielleicht etwas schwerer haben, das Album zu mögen. Wer allerdings auf Sounds wie beispielsweise auf der "Blue Lines" von Massive Attack steht, der kommt bei "Revelations" voll auf seine Kosten...

Das Album ist seit dem 17.3.23 in analoger und digitaler Form erhältlich...