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Herr Wade - WorldWideWadeland | Bureau Platiruma



Als ich Herr Wade vor ca. 2 Jahren das erste Mal gehört habe, dachte ich an ein kleines Spaßprojekt. Recht bald schon kristallisierte sich heraus, dass sicher viel Spaß an der Sache dabei ist, aber der musikalische Background doch bedeutend vielschichtiger und facettenreicher ist, als anfangs von mir angenommen... 

Die Bestätigung meiner zunächst falschen und im zweiten Ansatz her richtigen Ableitung bestätigte sich schon beim (für mich persönlich ersten...) zweiten Album "Herr Wade dreht am Kabel", welches eigentlich genau am Verlauf des oben genannten Gedankenspiels entlang musizierte. Man konnte es - wie den dann auch später entdeckten Erstling - aber relativ klar in die Indiepop-Schublade stecken. Wenn auch definitiv in ein qualitativ hohes Fach...

Album Nummer 3 mit dem Titel "Tatsächlich Nur Ein Lied" aus 2023, gab dem Wahnsinn dann wieder etwas mehr Raum. Wer nicht versteht, warum ich das schreibe, dem seien die Songs "Suncat" oder "Frühstück Bei Timpanies" exemplarisch empfohlen...

Ein völlig anderes [Doppel(!)-] Album ist nun das neue Werk "Worldwidewadeland". Nicht nur alleine der diversen Sprachen wegen, die aufgrund der vielen Kollaborationen mit weiteren internationalen Künstlern zustande kamen, erwartet den Hörer ein extrem vielschichtiges und sehr kunstvolles Album. Hier wird genreübergreifend ohne jegliche Tabus extrem geile Musik gemacht... 

Auf CD1 mit dem vielsagenden Titel "Sail on... Urlaub machen, wo andere Leute leben", hat die Zweifaltigkeit des Herrn Wade - bestehend aus dem multi-instrumentalen Traumduo Jörn Oddvar Åleskjaer und Sebastian Voss - die weite Welt der transnationalen Kooperationen für sich entdeckt. Der geneigte Zuhörer begibt sich beim ersten Durchhören der CD auf eine Odyssee, die ihn über Australien, UK, Italien und Schweden zunächst bis nach California führt, um dann im Kreuzkurs über Frankreich, die norddeutschen Ebenen und Griechenland abschließend in Norwegen zu landen. Und dies gilt nicht nur geografisch, sondern natürlich auch bezüglich der musikalischen Lotsen, die an jedem Standort mit an Bord gegangen sind...

Mit dabei sind beispielsweise Mark Monnone von den australischen 90s-Indiepop-Heroen The Lucksmiths. Chris Free mit der hochpolitischen, heutzutage wieder mehr als wichtig gewordenen Aussage "Dropping Beats Not Bombs" und die fantastische Ivy Pop mit "Autostrade". Musikalisch geht es auf der Reise wahrlich grenzenlos zur Sache. Ob tweepoppig, alternativ- oder Italo-rockig, jazziges Singer-Songwriting, nordisch-mystisches und plattdüütsches Kunstliedgut oder Chanson. Hier geht alles und - hier geht auch - wirklich alles... 

Auf CD 2 ist Mann, bzw. Herr (wieder?) zuhause im Wadeland angekommen und entspannt sich beim saucoolen und oftmals wortakrobatischen Sophisticated Pop der Marke Herr Wade. Nicht ohne zwischendurch kleine, große Hitpotentiale wie zum Beispiel "Sanduhr" oder "Fair Enough" einzustreuen. Aber auch der Wade-eigene, manchmal rabenschwarze Humor kommt bei weitem nicht zu kurz. Und kommt man dann zum Ende der Exkursion - im "Leben, wo andere Leute Urlaub machen", überlegt man kurz, ob man das jetzt alles erstmal in Ruhe verarbeiten muß oder die Reise gleich nochmal von vorne beginnt...