[m] Ja, jaa... Mal wieder das vermaledeite zweite Album einer mit Glanz und Gloria gestarteten Band. An der Bedeutung der Stone Roses mit ihrem selbstbetiteltem Debütalbum gibt es wohl kaum etwas zu zweifeln. Ein Meilenstein der Popgeschichte. Und dann kam - ok es kam erst noch "Fools Gold" als Single - aber dann kam tatsächlich 5 lange Jahre nichts. Ein ausgiebiger Streit mit ihrem ehemaligen Plattenlabel Silvertone brachte den Kreativstrom der Band zum Erliegen und jede Menge Zeit, sich den aufkommenden Antipathien innerhalb der Band zu widmen. 1994 dann aber doch - "Second Coming" erschien! Eigentlich fast überpünktlich zur bald aufkommenden Britpop-Welle um Blur, Oasis, Pulp und Co...
Das ausgerechnet zu dieser Zeit, als förmlich alles vorbereitet war, die Britpop-Explosion loszutreten, ein Album der Indie- und Madchester-Ikonen, anstatt es begierig aufzunehmen, fast ausnahmslos mäßige Kritiken bekam und eigentlich so überhaupt nicht ankam, bleibt ein Faszinosum, welches viele (so called "schwierige") zweite Alben ereilt hat. Denn das Album ist weit, weit besser als sein Ruf. Nicht vergleichbar mit dem Debüt, dazu wirkt es konzeptionell ganz anders. Aber musikalisch in großen Teilen richtig gut. Man sollte, wenn man es zur ersten Mal hören sollte, nicht den Fehler machen, ab dem zweiten Stück aufzugeben. Denn diese beiden Stücke halte ich ein wenig für die Schwachstellen des Albums. Vielleicht auch das ein Grund für das insgesamt unerwartet schlechte Abschneiden in der öffentlichen Meinung...
"Driving South" als Stück Nummer Zwo klingt ein bisschen wie eine uninspirierte Nachahmung des Spätwerks von The Jesus And Mary Chain. Kann man hören, ist aber nicht wirklich spannend. Richtig gut wirdś aber gleich danach mit "Ten Storey Love Song" der schon eher wieder an "Waterfall" erinnerte und durchaus gewisses Chartpotential hatte. Qualitativ steigert sich das ganze danach mit einem meiner Lieblingsstücke der Scheibe, dem sehr experimentierfreudigen "Daybreak" und seinen verschiedenartigen Phasen innerhalb des Songs. Begonnen mit dem typischen Madchester-Groove über seinen fast schon Deep Funk-lastigen Mittelteil, hin zu einem Abschluss fast in bester Deep Purple-Tradition. Toller Song, den man mal in voller Lautstärke im Auto gehört haben muß...
Der Rest des Album bleibt meines Erachtens auch qualitativ auf hohem Niveau mit guten Songs, die auch durchaus auf Augenhöhe mit dem 89er Meisterwerk stehen. Man sagt ja immer schnell, das etwas nun "erwachsener" klingt und genau den Eindruck habe ich bei dieser Platte. Vielleicht war aber gerade das auch das Kriterium, welches "Second Coming" bei der Kritik in Misskredit gebracht hat. Immerhin erreichte die Band damit aber nochmal Platz 4 in den britischen Charts. Also verkaufstechnisch gar nicht mal so schlecht. Dennoch kam das Ende der Band recht bald. Ende 1995 verließ John Squire die Stone Roses, welches letztendlich zur endgültigen Auflösung in 1996 führte. Zum Höhepunkt der Britpop-Phase, welche dann andere Band anführten. Seit 2011 sind die Stone Roses wieder aktiv. Ob es jemals wieder an die Glanzzeit von 89 heranreichen wird, darf stark bezweifelt werden. Ikonen werden sie aber für alle Zeiten bleiben...