Manchmal passieren an einem Freitag Abend durchaus kuriose Geschichten. So auch geschehen am letzten Freitag, im doch recht beschaulichen Werne a. d. Lippe. Eine meiner Nachbarstädte - mal gerade gute 8km entfernt. Auf die Empfehlung eines Freundes hin, sind wir da in eine mir unerklärlicherweise bis dato unbekannte Location gefahren, um eine mir bis dato aus unerklärlichen Gründen unbekannte Band zu sehen...
Aber um das hier nicht zu Akte X ausufern zu lassen: Der Name der Band war Karma Voyage. Eine venezianische Formation, die sich musikalisch irgendwo im Spannungsfeld von Joy Division, Jesus & Mary Chain und The Blue Angel Lounge verorten lässt. Und der kleine, feine D. I. Y.-Club, in dem das Konzert im Rahmen der "Club Montreux"-Reihe stattfand, nennt sich nicht ganz sinnlos "Flöz K", denn Standort ist das Gelände der alten Zeche Werne. Und das K könnte durchaus für Kultur stehen. Genau weiß ich es aber nicht...
Da wir recht früh vor Ort waren, bot sich die ein oder andere Gelegenheit zum Smalltalk. Unter anderem auch mit der Band, die gerade ihren Soundcheck beendeten. Mein Eindruck, den ich am Vortag bei einem Youtube-Schnellcheck gewonnen habe, schien sich zu bestätigen. Karma Voyage klangen in der Tat schon mehr als ein wenig nach The Blue Angel Lounge aus Hagen, besser gesagt Hohenlimburg. Und was sich jetzt für deutsche Ohren provinziell anhört, ist es so überhaupt nicht. Denn BAL haben, ausser einer eher kleinen Fangemeinde in Deutschland, weltweit einen exzellenten Ruf und eine beachtliche Fanbase. Und die Spuren führen auch nach Italien. Verdeutlicht zum einen dadurch, dass BAL-Sänger und Mastermind Nils Ottensmeyer auf einem Song des neuen Albums einen Gesangspart geliefert hat und namentlich auf dem Backcover erwähnt wird. Zum anderen, dass zumindest Teile der Band Riesenfans der BAL sind. Und das sollte sich während des späteren Gigs nocht deutlicher ausdrücken...
Kurios wurde es dann dadurch, dass mein Freund Rainer, der ebenfalls mit von der Partie war, ein ehemaliger Lehrer von Nils Ottensmeyer ist, was die Band mit einigem Erstaunen zur Kenntnis nahm. Noch verrückter wurde es, als sich kurze Zeit später unser Freund Jürgen überraschenderweise auch noch einfand. Jürgen heisst mit Nachnamen Ottensmeyer und ist der Vater von Nils. Und er hatte tatsächlich auch noch ein paar nette Grüße von ihm für die Jungs von Karma Voyage im Gepäck. Das hat die Band dann kurzzeitig doch etwas - na sagen wir mal - gefordert. So klein ist manchmal die Welt...
Das Karma Voyage ausgerechnet das (oder den?) Flöz K für ihren einzigen Auftritt ihrer kleinen Tour durch Europa ausgesucht haben, schien sich für alle Seiten als ein echter Glücksgriff herauszustellen. Die Truppe spielte im Anschluß ein eindringliches und hervorragendes Set, was die geschätzt gut hundert Zuschauer begeisterte und mehrere Zugaben fordern ließ. Dem kamen Karma Voyage, allesamt sehr gute Musiker, gerne nach. Was mich angeht, hat die Band einen neuen Fan gefunden...
Dies gilt im Übrigen auch für den tollen Veranstaltungsort. Man merkt sofort, das hier die Liebe zu guter Musik und einem satten Liveerlebnis im Vordergrund steht. Der Laden wird mit viel Hingabe betrieben, dass merkt man unmittelbar und in jeder Sekunde vor Ort. Das Flöz K ist aus meiner Sicht eine absolute Empfehlung für alle, die sich für besondere Livemomente bei außergewöhnlicher Musik abseits vom Mainstreams interessieren, aber auch besonders interessant für Booker sein dürfte, die ihren Bands Auftritte in dieser Größenordnung ermöglichen wollen. Hierbei möchte ich nochmal ausdrücklich die Gelegenheit nutzen und mich beim Veranstalter Roland für das Kennenlernen und die netten und angeregten Gespräche zu bedanken. Es wird bei mir sicher nicht bei diesem einen mal bleiben...