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Hexaphenia: 1964-2024 - 60 Jahre Mod Weekender Brighton [Gastbeitrag von Oliver Buhl, Dortmund]


Wenn es denn einen Sehnsuchtsort für den traditionsbewussten Modernisten gibt, dann liegt er wohl an der englischen Kanalküste. 1964 kam es in Brighton zum schicksalhaften Aufeinandertreffen von Mods und Rockern - und spätestens nachdem diesem Ereignis und der beteiligten Jugendbewegung mit Quadrophenia ein filmisches Denkmal gesetzt wurde, gehören das Seebad und die britische Subkultur zusammen wie Fish and Chips.


Heuer jährte es sich zum sechzigsten Mal. Grund genug also, das August Bank Holiday Weekend mal wieder in Brighton zu verbringen.


COVID hat auch in UK vieles verändert und der Weekender versucht, seit dem Ende der Lockdowns wieder an die alten Teilnehmerzahlen heranzukommen. Hinzu kam zu Beginn des Wochenendes das unbeständige Wetter des Sommers 2024. So verliefen der Freitag und der halbe Samstag etwas ruhiger. Das Gefühl vergangener Jahre, dass die Stadt fest in der Hand rollerfahrender Parkaträger ist, wollte sich noch nicht einstellen.


Ab Samstagmittag aber, mit dem aufziehenden Sonnenschein, war es schlagartig wieder da: Das „Brighton Gefühl“.


Der Madeira Drive war geflutet mit stilvoll gekleideten Menschen und liebevoll gestylten Rollern. Musik, Party und gute Laune lagen in der Luft.


Zum Klamotten shoppen ging es zu Jump the Gun und zum Modfather oder man ließ sich treiben in den Lanes.


Live und per Konserve wurde musikalisch an diesem Wochenende so ziemlich alles geboten, was unsere schöne Szene hergibt. Urgesteine wie die Purple Hearts und junge Garage Bands wie The Jack Cades spielten auf den Bühnen der Stadt. Im Volks wurde Ska aufgelegt und Northern Soul Dancer kamen auf verschiedenen Veranstaltungen wie im Leonardo Hotel auf ihre Kosten.


Das obligatorische Pint im Dorset war genauso Pflicht wie das anschließende Abtanzen im Komedia bis in den frühen Morgen.


Seit 60 Jahren fahren sie nun schon nach Brighton, die Mods. Mittlerweile - ganz zeitgemäß - auch auf viertaktenden Rollern mit Automatikgetriebe.


Eine Subkultur, die sich Ende der 1950er Jahre in den englischen Jazzclubs erhob, sich in den kommenden Jahrzehnten in diversen Revivals immer wieder neu erfand und sich musikalisch von Jazz über Northern Soul, Tamla Motown Soul, Ska, Garage und Britpop [sic!] sehr breit aufzustellen wusste.


Wie sieht es heute aus?
Das Brighton des neuen Jahrtausends gibt sich zeitgemäß divers, queer und bunt. Und trotzdem - oder gerade deswegen - wirkt der Mod Weekender nicht wie ein aus der Zeit gefallener Anachronismus, sondern passt immer noch bestens ins Bild.



Denn sind wir nicht genau das? Bunte und tolerante Menschen, die das Leben feiern. Das werden wir hoffentlich noch lange tun und deshalb freue ich mich schon auf das 70-jährige Jubiläum. KTF ✊🏻

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