Mit "International" liefert Saint Etienne ein Album ab, das klanglich und ästhetisch an jene seltene Gattung von Popmusik erinnert, die Anspruch und Zugänglichkeit in Einklang bringen — ein „Sophisticated Pop“-Album, das durchaus das Potenzial erkennen lässt, als zeitgenössischer Klassiker bestehen zu önnen...
Schon beim ersten Durchgang auf meinem Dreher zeigt sich die hervorragende und makellose Produktion und Pressqualität. Es fällt auf, wie sehr sich Cracknell|Stanley|Wiggs wieder dem lebendigen Raum zwischen Elektronik und organischem Klang verschreiben — nicht als blinde Sample-Fetischisten, sondern als sensible Architekten von großen und dennoch unheimlich tanzbaren Atmosphären...
Das Klangfeld zeigt eine gewisse eternalistische Reife. Ein akribisch komponiertes Feld, in dem nichts zufällig wirkt. Mag sein, das hier auch eine Rolle spielte, beim als letztes Album angekündigt Werk, eine Platte für die Ewigkeit zu schaffen. Die rhythmische Basis ist treibend ohne angestrengt zu wirken, unterlegt mit fein austarierten Perkussionstexturen. Die Vocals zeigen sich eingebettet in ein Klanggewebe, das sie gleichberechtigt trägt. Der Texturreichtum ist beeindruckend. Warme Synth-Flächen verweben sich mit allerlei technischen Finessen. Die Übergänge zwischen den Tracks sind gefüllt mit Skits, wie man sie etwa aus dem Hip-Hop kennt. Das Album wirkt dadurch wie ein einheitliches, großes Werk, nicht wie eine Folge einzelner Songs...
In seinen stärksten Momenten gelingt International jener Spagat, den nur wenige Popalben erreichen: Es ist zugleich intim und weitläufig, retro und progressiv, sorgsam in der Ausarbeitung und dabei emotional unmittelbar. Zwar gibt es auch Momente, in denen die Melodieführung eine Spur zurückhaltender bleibt und man mehr Raum zum Hören als zum Mitsingen hat, doch gerade diese Momente geben dem Ganzen die Tiefe...
Im Vergleich zu Saint Etiennes früheren Alben, wirkt International mutiger in seiner Ausarbeitung. Das Album ist ein Statement und dürfte sich in deiner Sammlung — gerade auf hochwertigem Vinyl — als ein Stück erweisen, zu dem man immer wieder zurückkehrt, um neue Details zu entdecken. Für uns von 33rpmPVC.de ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man Pop mit Anspruch macht. Und das vermutlich "for the very last time"...
Tracklist:
1. Glad
2. Dancing Heart
3. The Go Betweens
4. Sweet Melodies
5. Save It For A Rainy Day
6. Fade
7. Brand New Me
8. Take Me To The Pilot
9. Two Lovers
10. Why Are You Calling
11. He’s Gone
12. The Last Time