"Ich kann Dir erklären, wie ich von Deep Purple zu Howlin Wolf kam in nur 25 Schritten."
Welcher Plattensammler hat die Verfilmung von Nick Hornbys Bestseller "High Fidelity" noch nicht gesehen? Und welchem Vinyl-Junkie ist bei der Szene, als Rob nach Lauras Auszug seine Plattensammlung neu sortiert - und zwar nicht chronologisch, nicht alphabetisch, sondern autobiografisch! - nicht der Gedanke gekommen, wie cool es wäre, dies auch mal mit seiner eigenen Sammlung auszuprobieren...
Die Frage des Einsortierens nach gewissen Vorgaben, stellt sich in der Regel erst ab einer bestimmten Anzahl von Scheiben. Schnell wird diese Frage aber essentiell, wenn erstmal ein Regalfach gefüllt ist. Denn man möchte ja schon irgenwie wiederfinden, was man irgendwann mal irgendwo ins Regal gestellt hat. Und so schön idealistisch, wenn nicht gar romantisch, sich der Gedanke mit der autobiografischen Sortierung auch darstellt, so völlig unpraktisch dürfte es sein, diese Linie bei mehreren Hundert, wenn nicht gar tausenden von Schallplatten erfolgreich durchzuhalten. Zudem dürfte das ein phänomenales Gedächtnis voraussetzen...
Grundsätzlich ist es sicher eine sehr individuelle Entscheidung, wie das erdachte Ordnungssystem auszusehen hat. Und natürlich wird gerade die alphabetische und im zweiten Schritt chronologische Verfahrensweise ja allseits verpönt. Aber sie ist natürlich überaus praktisch. Ich selbst halte es trotz aller Spöttereien so. Einzig meine noch sehr bescheidene Sammlung mit Jazzplatten, habe ich vom großen Rest aus Rock, Pop und Konsorten separiert. Allerdings greife ich dann innerhalb des Genres wieder auf das altbewährte System zurück. Einzig bei meinen Samplern herrscht noch eine gewisse Anarchie. Dort wurde nur grob nach Genres sortiert und ansonsten irgendwie nach Bauchgefühl...
Einen interessanten Ansatz fänd ich noch eine Sortierung nach musikhistorischem Gesichtspunkten. Vermutlich würde dies auch eine Unmenge Zeit verschlingen, die man nicht unbedingt hat. Auf jeden Fall dürfte man familiär nicht großartig gebunden sein und auch sonst kein allzu aktives Sozialleben - neben den Besuchen im Plattenladen - haben. Umfangreiche Recherchearbeiten wären vonnöten und trotzdem wäre man mit reichlich Konflikten konfrontiert. Wo sortiere ich beispielsweise Neuauflagen von Klassikern oder auch Wiederveröffentlichungen ein? Wie man sich auch entscheidet, eine klare Linie ist beizubehalten, damit man überhaupt irgendwann noch durchblickt.
Mir hilft beim Durchblick meine Website www.the-den.de, innerhalb der ich eine Art Katalog meiner Sammlung erstellt habe. Diese ist nun auch historisch gewachsen und wird von mir immer aktualisiert, sobald sich in Sachen Neuerwerbung etwas ergeben hat. Der große Vorteil ist unter anderem, dass ich im Plattenladen auch mal schnell mit dem Smartphone auf die Seite zugreifen kann, um zu sehen, ob ich ein Exemplar schon besitze oder nicht. Merkwürdigerweise muss ich dieses "Angebot" immer häufiger in Anspruch nehmen...
"Wie kann man bloß diese Platte nicht besitzen? Das ist krank!"