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Shoegazers Choice is a Beautiful Noise - Eine Dokumentation auf DVD







Nun gibt es den Film ja bereits seit Mai 2014 und ich muß gestehen, dass ich ihn immer noch nicht ganz gesehen habe und er in meiner Wahrnehmung bis gestern tatsächlich nicht mehr wirklich präsent war. Bis ich dann eher zufällig noch mal auf den Trailer gestossen bin. Eigentlich ein Unding für jemanden, der sich mit diesem kleinen und doch so weitreichenden Stück Musikgeschichte verbunden fühlt. Ein Großteil der dort dargestellten Bands hat meine musikalische Sozialisation nicht unwesentlich beeinflusst. Bei Beautiful Noise handelt es sich um ein Indipendent-D.I.Y-Film-Projekt der kalifornischen Filmemacher Eric Green & Sarah Ogletree und ihrer Produktionsfirma HypFilms, über das einflussreiche Underground-Genre Shoegaze. In meinen Augen klanghafte Namen, wie My Bloody Valentine, Cocteau Twins, The Jesus and Mary Chain, Lush, Curve, Ride, Slowdive, Pale Saints, usw. dürften bei vielen Leuten nur Stirnrunzeln verursachen. Bei mir bekommen die meisten dieser Künstler jedoch das Attribut "Besonders wichtig!"...

Das Shoegaze für viele Ohren zunächst einfach nur Krach sein mag, kann ich zwar nicht teilen, aber irgendwie verstehen. Shoegaze ist eine Symbiose aus verschiedenen Teilen von Underground-Musik, oftmals mit einem durchaus sehr poppigem, eingängigen Hintergrund, der jedoch stark von Soundeffekten und Feedback-Geräuschen überlagert wird und bedient sich sowohl (wesentlich) in den psychedelischen 60s, als auch im Wave und Postpunk der End-70er, bzw. anfänglichen 80er. Dazu kommt ein nicht unwesentlicher Teil Noise-Rock, der ebenfalls in den frühen 80ern begann. Die hier beschriebenen Bands würde ich zum Teil auch eher als Vorläufer des Shoegaze bezeichnen, wie z. Bsp. The Jesus And Mary Chain oder auch die Cocteau Twins. Der Höhepunkt des Genres dürfte Anfang der 90er mit dem Meisterwerk "Loveless" von My Bloody Valentine gewesen sein. Allerdings beziehen sich bis heute zahlreiche bekannte Bands auf diese Einflüsse und auch viele Gruppen aus der Hoch-Zeit der ganz frühen 90er, sind immer noch oder wieder aktiv...

pic by Michael Morel  -  CC BY 2.0
Über wirklichen finanziellen Erfolg oder massenweiser Plattenverkäufe werden sich die Bands allesamt kaum beschwert haben. Es gab ein paar Songs, die zu relativen Hits wurden - Underground-Hits mal ausgenommen. Beispielsweise Ride (mit Mark Gardener und dem späteren Oasis/Beady Eye-Bassisten Andy Bell), die mit ihrem "Leave Them All Behind" oder auch "Twisterella" ziemlich weit oben in den offiziellen Charts positioniert waren und auch ein wenig von den ersten Vorläufern der Britpop-Welle profitierten. Insgesamt aber ist Shoegaze sicher nie ein kommerzieller Erfolg gewesen und sollte es wohl auch bei vielen Bands nicht unbedingt sein. Und das ist (zurecht) natürlich Stoff für Legendenbildung. All diesen Legenden in dem Film wieder zu begegnen, darauf freue ich mich jetzt schon. Wenn nur endlich der Postmann zweimal klingelt...