Direkt zum Hauptbereich

New Generation Jazz: Daniel Casimir & Tess Hirst - "These Days" // VÖ: 01.11.2019 // jazz re:freshed

Nachdem ich mich zugegebenermaßen überwiegend mit der Vergangenheit des Jazz befasse, hier mal ein Blick in die vermeintliche Zukunft. Und hätte ich nur das Albumcover des am 01. November erschienenen Debütalbums "These Days" - nebenbei bemerkt ein Albumtitel, der bei mir als Joy Division-Fan ganz andere Assoziationen weckt - von Daniel Casimir & Tess Hirst gesehen, ohne zu ahnen um was es ich handelt, hätte ich es als vermeintliches Hip-Hop-Album oder ähnlichem gleich wieder weggelegt. Und so kann man sich täuschen, denn es wäre der Sache nicht im Ansatz gerecht geworden. Denn dieser Tage sollte man bei allem was unter der Bezeichnung Jazz aus London auf den Markt kommt, genauer hinsehen. Dort entwickelt sich seit einiger Zeit eine lebendige Szene großartiger neuer, frischer, unverbrauchter und konventionsloser Jazz-Acts. Besonders hervor tut sich dabei das Label "jazz re:freshed", welches sich nicht nur für die Veröffentlichung dieses Werks verantwortlich zeichnet, sondern mit ihrem Erscheinen auch eine Art Bewegung ins Rollen gebracht hat, um Jazz seinem doch etwas angestaubten und vielleicht auch elitären Image in der Öffentlichkeit etwas entgegenzustellen und die unglaublich vielfältige, farbenfrohe, ausdrucksstarke und kreative Welt des Jazz für die Menschen zugänglicher machen - live, unterhaltsam und erschwinglich...

Und Teil dieser Bewegung sind auch Bassist Daniel Casimir und Sängerin Tess Hirst, die bereits auf Casimirs EP "Escapees" von 2017 mitgewirkt hat. Die weiteren Musiker auf dem Album sind Robert Mitchell (Keyboards), Tobie Carpenter (Gitarre) und Olly Sarkar (Drums). Der Begriff Modern Jazz ist ja nun bereits anderweitig vergeben und dort auch gut aufgehoben. Auf "These Days" wird dieser, natürlich auch im traditionellen "Modern Jazz" und im Neo-Soul verwurzelte Sound, leidenschaftlich und tatsächlich "modern" im Sinne des Wortes, in extrem ausdrucksstarke und soulige Klanggebilde eingearbeitet. Casimir schafft es trotz teils gewaltiger Breaks und Akkordwechsel eine groovige Grundintention, ja einen Swing beizubehalten. Um dieses phänomenale Werk zu mögen, muss man nicht mal unbedingt Jazz-Fan sein. Einfach darauf einlassen und vielleicht auch zweimal hören, bevor man sich ein Urteil bildet. Jazzaffinen Hörern, die mit Hardbop, Soul-Jazz und auch Acid Jazz etwas anfangen können, dürfte dieses Album sehr gefallen...