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Soma Camara – Soma Camara (14.11.2025, Q-Sounds Recording) - Out Now as Super Limited Vinyl Edition!


Soma Camaras Debüt wirkt wie ein dokumentarischer Schnappschuss aus zwei Welten, die selten in dieser Intimität miteinander verschmelzen. Die weiten, sandfarbenen Klangvorstellungen der Soninke-Musik seiner Herkunft und der urbane, manchmal rau anmutende Alltag von Seine-Saint-Denis, dem französischen Département, das seit Jahrzehnten zugleich Schmelztiegel, sozialer Brennpunkt und kulturelles Labor ist... 

Soma Camara nutzt dieses Spannungsfeld nicht als Folklore, sondern als notwendige Selbstverortung. Man spürt sofort, wie eng sein Vokabular aus soninkesprachigem Gesang, reduzierten Hook-Figuren und autobiografischem Erzählen mit seiner Biografie verwoben ist, auch wenn man als Autor dieser Zeilen der Sprache in den Songs nicht mächtig ist.. 

Dass dieses Album ausgerechnet auf Q-Sounds Recording erscheint, überrascht nur auf den ersten Blick. Das kleine und doch so kraftvolle Soul-Label aus dem Pariser Umland hat sich in den vergangenen Jahren zwar vor allem mit analogem Retro-Soul profiliert, doch gerade diese konsequent handwerkliche Arbeitsweise öffnet Camara den Raum, den er braucht. Zudem gibt es hier auch eine schon sehr lange anhaltende persönliche und musikalische Freundschaft zueinander. Produzent Ludovic Bors – sonst auch federführend in diversen Q-Sounds-Projekten – baut ihm ein Klangfundament, das wie mit groben Pinseln gemalt wirkt: Lo-Fi-Texturen, warme Bänder, viel Luft und ein bewusst unpolierter Fluss, der fast den Eindruck erweckt, die Arrangements seien eher gewachsen als komponiert. Hier entsteht ein stilistischet Hybrid aus Blues, Soul, afrikanischer Modalität und einer Rap-Sensibilität, die nicht auf Dringlichkeit, sondern auf Wahrhaftigkeit setzt... 

Der Vinylschnitt unterstreicht diesen Ansatz. Die limitierte Grey-Splattered-Pressung transportiert die analogen Mischungen mit erstaunlicher Präsenz; die Basslinien treten körperlich hervor, während die Lo-Fi-Schattierungen der Tapes das Klangbild wie eine Patina zusammenhalten. Nichts drängt sich vor, nichts wirkt überproduziert, selbst die Gaststimmen (unter anderem auch Camaras Freund Mo. V, welcher mit Camara und Bors somit die alte Hip-Hop-Formation "Le Péril Noire" de facto wiedervereint) bleiben im narrativen Fluss Camaras verankert. Das Ergebnis ist ein Album, das seine Kraft aus Zurückhaltung bezieht und sich weniger als klassische Songkollektion präsentiert, sondern als persönlicher Bericht in acht eindrucksvollen Kapiteln... 

In der aktuellen Soul-Landschaft, in der viele Produktionen entweder nostalgisch glänzen oder nach Perfektion aufpoliert werden, wirkt Soma Camara wie ein bewusster Gegenentwurf. Die Musik trägt die Spuren ihrer Entstehung stolz zur Schau, und gerade dadurch entsteht ein emotionaler Realismus, der tief berührt. Man hört einen Künstler, der sich weder in Genre-Schubladen einpasst noch in Trends verliert, sondern mit einer fast stoischen Klarheit seine eigene wunderbare Klangwelt behauptet... 

Ein beeindruckendes Debüt, das die analoge Philosophie von Q-Sounds konsequent weiterdenkt und zugleich eine neue Stimme sichtbar macht, von der man in Zukunft hoffentlich noch deutliche mehr hören wird... 

Website 

Tracklist (Vinyl):
1. Lénki
2. Sonbé
3. Douna Bulé
4. Yaxaré
5. Yigo
6. Inti
7. Tunka Yigo J’amaanen
8. Ganni




 

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