Direkt zum Hauptbereich

Baustellenbesichtigung: Die DLDGG live in Köln, Gebäude 9 // 01. Nov. 2019

 Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, den Abend einfach nur zu genießen, Blog Blog sein zu lassen und nichts über den Auftritt der Liga in Köln zu schreiben. Was soll man auch noch schreiben, was hier nicht schon geschrieben wurde? Nachdem ich die Band ja nun bereits des Öfteren live gesehen und Texte dazu verfasst, Platten rezensiert und gelobhudelt habe bis der Arzt kommt? Und da ich ja hin und wieder auch mal gerne etwas Kritik übe oder notorisch rumnörgel, mir aber beim auch noch so anstrengend konstruiertesten Versuch etwas kritikwürdiges zu benennen nichts erbauliches einfällt, kann ich nur kapitulierend attestieren - es wurde auch diesmal nicht schlechter! Eher im Gegenteil. Und da dieser geniale Abend ein ebensolcher war, flitzen meine Finger nun gerade wieder über die Tastatur. Ok, was man so flitzen nennt. Erinnert vielleicht manchmal eher an das Meißeln in Steintafeln. Aber sieht ja keiner...




Und wieder hat es mich an einen Ort verschlagen, an dem außer mir scheinbar schon jeder war. Wo habe ich mich eigentlich die letzten Jahre rumgetrieben? Das Gebäude 9 in Köln hat nun also nach 10-monatiger Renovierungsphase seine Pforten wieder geöffnet. Der umliegenden Baustelle zum Trotz. Der cleane Anschein des Interieurs dürfte, so wurde mir glaubhaft versichert, nur eine Momentaufnahme sein. Und da mir Bilder gezeigt wurden, wie es vorher ausgesehen hat und man die zeitgleich mit der Eröffnung einsetzende Metamorphose dahin zurück - zumindest in den WC-Bereichen - förmlich live miterleben durfte, glaube ich das gut und gerne. Aber mir gefällt es auch so ganz gut. Der Laden hat schon ordentlich Platz und wirkt mit einem leicht unterkühlten, aber doch angenehmen Industriecharme. Es war also angerichtet und die Ehre des ersten Gigs nach dem Umbau gebührte den Local Heroes von The Moriartees. Eine Band, die eigentlich wie die sprichwörtliche "Faust aufs Auge" ins Vorprogramm der Top Old Boys aus Hamburg passte und deren Bandname dem Sherlockschen Universum entliehen ist. Stilistisch präsentiert die Band ein gut dosiertes Gemisch aus vielem, was man an den "Sounds of the 60s and 70s" so liebt. Rhythm & Blues, Garage-Rock, Beat, Funk und Soul - ungestüm und leidenschaftlich auf die Bühne gebracht. So kann ich es am ehesten formulieren. Und so schaffte es die Combo um Seb Hinkel auch, den Re-Start des Gebäude 9 würdig zu vollziehen. Einziger Kritikpunkt: Warum verdammt nochmal konnte ich da gestern keinen Tonträger von euch erwerben? ;-) Sowas gehört einfach auf Vinyl. Und zwar bei mir zuhause auf den Plattendreher...




Nach kurzer Umbauphase und dem Einholen der Erkenntnis, dass das Wetter draußen scheiße war, ging es dann gegen 22 Uhr für Hamburgs Finest auf die Bühne. Die 6-Stunden-Anfahrt aus Leipzig schien wie weggefegt. Ab Sekunde 1 Vollgas mit einem Hit nach dem anderen. Es schien niemand im Saal anwesend zu sein, der nicht ausnahmslos jeden Song inbrünstig mitsingen konnte. Der Umstand, dass die Gegebenheiten und die Geräumigkeit auf der Bühne deutlich großzügiger waren, als noch vor Monatsfrist im Dortmunder Subrosa, ließ das Konzert auf mich komplett anders anmuten. Die Songs wirkten hier auf mich auch irgendwie "werktreuer", was weder in die eine, noch die andere Richtung ein Kritikpunkt sein soll. Beides hatte seinen eigenen Charme und war auf seine Art dynamisch, energiegeladen, mitreißend und furios. Während es in Dortmund irgendwie rauher und ursprünglicher zur Sache ging, was vielleicht auch an den Rahmenbedingungen der Technik gelegen haben mag, klangen die Songs hier in Köln dem Sound auf Platte ähnlicher. Das gefiel mir gerade bei Stücken wie "Ein Leben in Rot", "Der fünfte Four Top" oder "Wie ein Kronkorken auf dem weiten Meer", die dadurch ihre ursprüngliche Intention noch mehr beibehielten. In der Gesamtbetrachtung eigentlich extrem schade, das es zumindest für mich erstmal vorbei ist mit Liga live. Da hat sich in den letzten Wochen schon so ein dauerschleifendes "Rocky Horror Picture-Syndrom" in mir entwickelt und man möchte affektiv aufs nächste DLDGG-Konzert. Dem Drang werde ich aber wohl erst im nächsten Jahr wieder nachgeben können. Bis dahin bleiben mir die vielen tollen Platten der Band. Auch kein schlechter Ersatz...


Nach mehreren ausgiebigen Zugaben, war es dann auch mit diesem Auftritt mal zuende. Der anschließende Ansturm aufs Merch war nicht gerade gering und hätte zuzüglich zum Charterfolg des letzten Albums vermutlich bei einem noch in Amt, Würden und Leben befindlichen Dieter Thomas Heck für eine Konsultierung in die ZDF-Hitparade gereicht. Nach getaner Arbeit gab es in der Bar noch eine feine Aftershow-Party mit weiterhin Musik auf höchstem Niveau, noch vielen guten Gesprächen und dem ein oder anderen Drink. Also ich habe Allerheiligen durchaus schon mal schlechter verbracht. Für Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen gehts heute weiter nach Osnabrück. Ich wünsche für den weiteren Verlauf der Tour alles gute und viel Spaß - auf beiden Seiten des Mikros...