Einen kleinen Tacken größer und ebenfalls wie ein Satellit am großen Westfalen-Nachbarn Dortmund klebend wie meine Heimatstadt Lünen, ist
Witten. Und vermutlich ebenso viel oder wenig interessant wie die meisten Peripherien der Ruhrpott-Metropolen. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel man das betrachtet. Aber das sich dort mitten in der Pandemie eine neue Quelle des Glücks - also ein Plattenladen - aufgetan hat, macht die Sache natürlich ungleich interessanter. Ob ich von selbst drauf gekommen wäre, vermag ich nicht zu sagen. Allerdings ist Andreas Meggers, der Inhaber dieses Etablissements, ein ehemaliger Arbeitskollege meines Freundes und 33rpmPVC-Teilzeitautors Dirk Hanke. Und so kam natürlich, was kommen musste. Zunächst sorgten Dirk und meine Wenigkeit für ein rasantes Absinken der Inzidenzzahlen in den betreffenden Kreisen und als die Bahn dann ordnungspolitisch freigegeben war, lösten wir die Notbremse, starteten das nächstbeste Vehikel und setzten uns am ersten möglichen Samstag nach Witten ab. Nicht ohne zu bemerken, das die Verkehrssituation momentan in der Wittener Innenstadt nicht weniger besch... eiden ist, wie zuhause in Lünen. Nur haben wir eben keinen Plattenladen. Das man nebenbei bemerkt zum Parken noch auf dem Karl-Marx-Platz gelandet ist, glich für mich aber einiges an der etwas irren Anfahrt wieder aus...
Von dort in Richtung Fußgängerzone waren es gerade mal 3-4 Minuten und schon stand man vor dem nunmehr lange ersehnten Wiedereintritt in die Vinylosphäre. Noch ein wohlbedachter und anmutiger Schritt und schon stand man in Wittens (relativ) neuer Attraktion und mit beiden Beinen wieder in annähernder Normalität, die einem dennoch wie etwas extrem Besonderes vorkam. Und glücklicherweise waren wir ziemlich früh da, denn der Zugang ist immer noch, bezogen auf die Größe der Räumlichkeiten, auf vier Personen begrenzt. A-H-A-Regeln sind klar, aber eine Testpflicht entfällt neuerdings wieder. Und so begrüsste uns Inhaber Andreas und man plauderte zunächst mal eine ganze Weile über dies und jenes, aber natürlich auch über eine Geschäftseröffnung inmitten einer Pandemie und erst Recht mit einem Plattenladen. Glücklicherweise konnte Andreas aufgrund bestimmter beruflicher Entwicklungen in seinem ehemaligen Job, die Zeit des Lockdowns halbwegs gut überstehen. Die ersten Stammkunden per Click&Buy und der Online-Handel taten ihr Übriges, um den Traum vom eigenen Plattenladen am Leben zu erhalten...
Nach einer gewissen Zeit juckten aber die Finger um sich endlich durchs Vinyl und das doch schon recht reichhaltige und gut sortierte Angebot zu graben. Die Ladenfläche ist recht geräumig und man hat gut Platz um an alle Bereiche zu kommen. Die Genre sind standardmäßig sortiert. Einen Hauptanteil macht natürlich auch hier Rock/Pop A-Z aus. Aber man findet auch ein sehr reichhaltiges und separat sortiertes Sortiment an Punk, Indie, Postpunk/Wave, Hardrock/Metal, sowie Soul, Funk und Jazz. Auch sind einige Raritäten vorrätig oder Besonderheiten wie beispielsweise Hörspiele. Ohnehin scheint das Programm vom Inhaber sehr gut kuratiert und aufeinander abgestimmt zu sein. Vorwiegend gibt es 2nd-Hand-Ware, aber ca. 5% der Platten sind auch Neuware. Die Platten sind, soweit ich das anhand meiner Käufe und Kraft meines Sehvermögens erkennen konnte, alle in Cover-Schutzhüllen aufbewahrt und das vorab gewaschene Vinyl in gefütterten Innenhüllen gepackt. Bedruckte Innenhüllen liegen natürlich weiterhin dabei. Und was ich besonders gut fand, (und da merkt man wohl, wenn der Inhaber selbst Sammler ist) war dass das leidige Problem bei engen, formstabilen Covern, nicht wie in vielen Läden, wo die Platten mit den Innenhüllen auf "Deibel komm` raus" ins Cover gezwängt werden gelöst wurde, sondern diese schön sachte und schonend hinters Cover in die Schutzhülle eingelegt wurden. Ganz wie zuhause...
Die Preise lagen, soweit ich das beurteilen kann, alle im vernünftigen annehmbaren Bereich. Exorbitante Phantasiepreise sind hier nicht zu erwarten. Besonderheiten und Raritäten haben natürlich ihren Preis, aber das ist auch gut und richtig so. Der Mann muß auch Geld verdienen, damit man in Zukunft noch relativ häufig dort vorbeischauen kann. Alles in allem eine tolle Atmosphäre mit angenehmen Gesprächen und Fachsimpeleien. Ein sehr netter und extrem fachkundiger Inhaber, der mit Liebe ans Werk geht und hoffentlich auch bald recht viele unserer Leser aus der näheren und gerne auch ferneren Umgebung in seinem Laden begrüßen darf. Aus nunmehr eigener Erfahrung kann ich sagen, es lohnt sich. Ganz wie es in einem guten Plattenladen sein soll...
Andes Plattenbau
Inhaber: Andreas Meggers
An- und Verkauf von Schallplatten
Nordstraße 2
58452 Witten
Telefon: 02302 / 9412135