War ich noch Leser dieser Zeitschrift? Genau genommen - ...kaum. In den letzten 10 Jahren werde ich vermutlich kaum mehr als ein Exemplar im Jahr gekauft haben. Irgendwie fühlte ich mich nicht mehr als Zielgruppe oder Adressat des Magazins und das eigentlich bereits seit mehr als 10 Jahren. Zu verkopft, zu akademisch aufgebläht, zu sektiererisch in der Auswahl der Themen. Ein Vorwurf, der die SPEX schon lange begleitet. Wenn ich das Magazin am Kiosk durchblätterte und nicht mal 2 oder drei Artikel fand, die mich irgendwie ansprachen - und das passierte leider zu oft - dann blieb das Geld halt in der Tasche und das Heft im Regal. Meine letzte Ausgabe war die zum Tod von Mark E. Smith. Irgendein innerer Trieb hat mich bei diesem Zusammenhang geleitet. SPEX und der Nachruf auf den alten Grantler aus Manchester. Das musste irgendwie sein. Und nun gestern die Meldung, das die SPEX ihr Erscheinen nach 384 Ausgaben zum Jahresende einstellen wird...
Und ich gebe zu, es war ein befremdliches Gefühl. Als hörte man vom Ableben eines alten Freundes aus Kindertagen, mit dem man seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr hatte, weil das Leben in verschiedenen Bahnen verlaufen ist. Verdammt sentimental und kitschig irgendwie, aber so war das erste Gefühl. Denn die SPEX war ein ständiger Begleiter meiner musikalischen Sozialisation. Zumindest gilt das für die Zeit in den 80er-Jahren. Wo, wenn nicht hier gab es niedergeschriebene Informationen zu Punk, Postpunk oder New Wave? Man siehe alleine nur das Cover der ersten Ausgabe. Joy Division, Fehlfarben, Gang of 4, The Cure - im September 1980, als diese erste Ausgabe erschien, kannte ich noch keine einzige der genannten Bands. Als ich aber 1982/83 anfing, mich für diese Musik zu interessieren und mit allem, was da drumherum mit zu tun hatte, waren da nunmal John Peel und eben SPEX. Die Quellen der Informationen bezüglich des musikalischen Undergrounds waren nicht so ergiebig und umfangreich, wie sie es heute sind. Und das ist vermutlich auch eines der Probleme, mit denen ein solches Medium heutzutage und in den letzten Jahren zu kämpfen hat. Die SPEX war damals so etwas wie es die taz für Politik und Gesellschaft war - nur eben für Musik und deren "Zeit"...
Durch alle Irrungen und Wirrungen ihrer Existenz, war sie gerade in dieser Zeit der 80er und auch noch Anfang der 90er Jahre ein unverzichtbares und wichtiges Medium für mich, welches eben auch irgendwie immer Punk und immer auch irgendwie links war. Leider führte das aber auch dazu, das die Texte im Blatt sich immer weiter von denen eines Musikmagazins entfernten und ab spätestens Mitte der 90er zu einer oben bereits angedeuteten akademisierten und durchaus auch viel zu arroganten Schreibweise und Themenauswahl als "Magazin für Popkultur" führte. Wobei ich glaube, dass das damals auch ein bisschen so gewollt war. Bereits hier aber entfernte sich SPEX in meiner Wahrnehmung vom Pflichtkauf zu einem "erstmalguckenwasdrinsteht"-Magazin. Und eigentlich ist es für mich auch bis zum nunmehr bitteren Ende so geblieben. Auch wenn zwischendurch immer mal wieder wahrnehmbare "Besserung" eintrat. Nach dem Niedergang zum Beispiel des NME, des Intro, der Groove oder der Einstellung der Melodie & Rhythmus (die allerdings als "Magazin für Gegenkultur" ab 2019 wieder erscheinen soll) nun die SPEX. Ich befürchte, es wird nicht die letzte Meldung dieser Art bezogen auf Printmedien sein. Nur macht diese hier, trotz allem mittlerweile gewonnenen Abstand, persönlich betroffen...
Und ich gebe zu, es war ein befremdliches Gefühl. Als hörte man vom Ableben eines alten Freundes aus Kindertagen, mit dem man seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr hatte, weil das Leben in verschiedenen Bahnen verlaufen ist. Verdammt sentimental und kitschig irgendwie, aber so war das erste Gefühl. Denn die SPEX war ein ständiger Begleiter meiner musikalischen Sozialisation. Zumindest gilt das für die Zeit in den 80er-Jahren. Wo, wenn nicht hier gab es niedergeschriebene Informationen zu Punk, Postpunk oder New Wave? Man siehe alleine nur das Cover der ersten Ausgabe. Joy Division, Fehlfarben, Gang of 4, The Cure - im September 1980, als diese erste Ausgabe erschien, kannte ich noch keine einzige der genannten Bands. Als ich aber 1982/83 anfing, mich für diese Musik zu interessieren und mit allem, was da drumherum mit zu tun hatte, waren da nunmal John Peel und eben SPEX. Die Quellen der Informationen bezüglich des musikalischen Undergrounds waren nicht so ergiebig und umfangreich, wie sie es heute sind. Und das ist vermutlich auch eines der Probleme, mit denen ein solches Medium heutzutage und in den letzten Jahren zu kämpfen hat. Die SPEX war damals so etwas wie es die taz für Politik und Gesellschaft war - nur eben für Musik und deren "Zeit"...
Durch alle Irrungen und Wirrungen ihrer Existenz, war sie gerade in dieser Zeit der 80er und auch noch Anfang der 90er Jahre ein unverzichtbares und wichtiges Medium für mich, welches eben auch irgendwie immer Punk und immer auch irgendwie links war. Leider führte das aber auch dazu, das die Texte im Blatt sich immer weiter von denen eines Musikmagazins entfernten und ab spätestens Mitte der 90er zu einer oben bereits angedeuteten akademisierten und durchaus auch viel zu arroganten Schreibweise und Themenauswahl als "Magazin für Popkultur" führte. Wobei ich glaube, dass das damals auch ein bisschen so gewollt war. Bereits hier aber entfernte sich SPEX in meiner Wahrnehmung vom Pflichtkauf zu einem "erstmalguckenwasdrinsteht"-Magazin. Und eigentlich ist es für mich auch bis zum nunmehr bitteren Ende so geblieben. Auch wenn zwischendurch immer mal wieder wahrnehmbare "Besserung" eintrat. Nach dem Niedergang zum Beispiel des NME, des Intro, der Groove oder der Einstellung der Melodie & Rhythmus (die allerdings als "Magazin für Gegenkultur" ab 2019 wieder erscheinen soll) nun die SPEX. Ich befürchte, es wird nicht die letzte Meldung dieser Art bezogen auf Printmedien sein. Nur macht diese hier, trotz allem mittlerweile gewonnenen Abstand, persönlich betroffen...
Zitat von Georg Seeßlen, Die Zeit u. Spex-Autor:
„Pop, Mode, Musik und auch Kunst im Zustand der Erfahrung, des Experiments, des fundamentalen Hier und Jetzt. Dass die Zeitschrift nach der Band X-Ray Spex mit der grandiosen Poly Styrene als Mittelpunkt benannt war, tat ein Übriges: Spex handelte nicht von Punk und New Wave, Spex war Punk und New Wave“