Mit „Touch“ legte das US-Quintett Tortoise am 24. Oktober 2025 über das Label International Anthem (in Kooperation mit Nonesuch Records) ihr erstes Studioalbum seit neun Jahren vor.
Die Band – bestehend aus Dan Bitney, John Herndon, Douglas McCombs, John McEntire und Jeff Parker – gilt als eine der prägendsten Formationen des Post-Rock und Instrumental-Klangs der 1990er bis 2000er Jahre...
„Touch“ zeigt Tortoise in einer Phase bewusster Neuorientierung: Der Produktionsprozess fand nicht – wie früher –, zentral in Chicago statt, sondern verteilte sich auf Los Angeles, Portland und Chicago. Diese räumliche Dezentralisierung spiegelt sich im Sound: Während typische Elemente – Krautrock-Motorik, Jazz-Ambient, elektronische Loops – weiterhin präsent sind, wirkt das Ergebnis dunkler, fragmentierter und weniger gemeinschaftlich ausgestaltet als etwa ihre Klassiker wie „Millions Now Living Will Never Die“ oder „TNT“...
Die Produktion setzt auf klares Instrumentarium, verzichtet aber nicht auf große Gesten: Synthesizer-Unterbauten, vibrierende Gitarren, gelegentliche Streicher und organische Rhythmen erzeugen ein Laufband zwischen Cinematik und Experiment. Laut der Rezension von VISIONS verlangt das Album viel Aufmerksamkeit, „belohnt mit einmaligen Kompositionen zwischen Krautrock, Elektronik und Jazz“.
Gleichzeitig bemerken Kritiker einen gewissen Bruch: Die vorherige Spontanität ist einer strukturierten, teils distanzierten Ästhetik gewichen. So hält Pitchfork fest, dass das Album „weniger tröstlich, mehr instabil“ wirkt – ein Zeichen des Alters, der Distanz und der veränderten Arbeitsweise der Band...
Für Fans von Tortoise bedeutet „Touch“ keinen nostalgischen Rückfall, sondern eine konsequente Weiterführung der Idee, Musik als raum- und genresprengendes Instrument einzusetzen. Wer sich auf diese Platte einlässt, sollte ihm die nötige Konzentration schenken – denn wie die Band selbst sagt: „ein Rätsel, das man eher genießen als lösen sollte“. Und das ist genau mein Ding...
Tracklist:
1. Vexations
2. Layered Presence
3. Works and Days
4. Elka
5. Promenade à deux
6. Axial Seamount
7. A Title Comes
8. Rated OG
9. Oganesson
10. Night Gang